Hallo zusammen,
mein Projekt "56L Zwerggarnelenbecken" hat - erneut - keinen guten (Neu-)Start hingelegt.
Mein Problem ist, dass die Tiere - neocaridina davidi "red sakura" - die ersten 3 Tage völlig fidel sind, ab dem 4ten Tag lethargisch werden und dann ab Tag 5 die Tiere anfangen nach und nach zu versterben, bis nach 3 bis 4 Wochen alle verstorben sind.
Doch der Reihe nach.
Zunächst die Daten:
- 56L Becken
- T8 Beleuchtung
- 3-5 cm Aquariensand als Bodengrund
- Doppelarm-Lufthebe-Schwammfilter ("Hygger")
- Temperatur (mittlerweile) 22-24°C Raumtemperatur
- Bepflanzung: div. einfache Pflanzen (keine CO2 Dünung) wie Nixkraut, eine Anubia, Kirschblatt, Nadelsimse, Wasserfreund, Mooskugeln, Alternathera, Moos
- Mini-Söchting-Oxydator
- Seemandelbaumblätter, Rinde
- Gesellschaft: Turmdeckelschnecken (malay.) + (ab Versuch 2) Blasenschnecken
Wasserwerte (u.a. Tröpfchentest, Streifen, Messgerät Härte):
- NO2 <0,05
- NO3 ~5-10
- PO4 < 0,02
- KH 6
- ph 7,6
- PPM ~400
- us ~800
Leitungswasser:
Neubau 2019. Laut Vermieter wurden "Verbundrohre" verlegt, d.h. Kupfer sollte nicht vorhanden sein. Die Warmwasseraufbereitung erfolgt in der Wohnung über einen Wärmeplattentauscher (Edelstahl) via Fernwärme.
Wasseraufbereitung:
Es wurde bisher, wie für das 288er Gesellschaftsbecken (Fische, Welse, Schnecken, Amano-Garnelen), Aufbereiter von Tetra verwendet. Mittlerweile wird _nur_ noch EasyLife FFM für das Garnelenbecken verwendet/versucht. (Davor das FFM als Additiv bei akuten Auffälligkeiten, nicht jedoch als generelles Aufbereitungsmedium)
Historie:
Ich habe das 56L im Oktober letzten Jahres als Garnelenbecken hergerichtet. Zuvor war es ein Quarantäne-Becken, in welchem auch Medikamente (Nematol) zum Einsatz kamen. Das Becken wurde komplett gespült. Der vorherige Aquaball wurde durch einen (neu erworbenen) Lufthebefilter ersetzt. Dekoration (Steine, Höhle) wurden abgekocht, ausdampfen gelassen und gewässert.
Das Becken wurde dann mit AQ-Sand befüllt. Als erste Bewohner waren malay. TDS (um die 40 Tiere geschätzt, vieleicht auch mehr) im Becken, welche zum Teil auch dem Medikament ausgesetzt waren.
Das Becken wurde eine knappe Woche eingefahren. Hierzu wurde von einem Topffilter des 288er Beckens Mulm abgenommen. Dieser wurde in einem Glas fein zerwirbelt und dann nahe des Filters eingegossen.
Als Pflanzen wurden invitros, gewässerte "Standard"-Pflanzen und Pflanzen aus dem 288er eingesetzt.
Beim ersten Versuch (Oktober 2020) wurden dann Garnelen (Neocaridina davidi), ca. 30 Tiere, eingesetzt. Die Eingewöhnung lief über ca 1,5h mit "schwuppweisen" Wasserbeimischung ins Transportgefäß.
Die Tiere waren die ersten 3 Tage unauffällig, dann ab dem 4. Tag ca. wurden die Tiere lethargisch und begannen nach und nach zu sterben. Die Wasserwerte habe ich mittels Teststreifen überprüft, diese waren, insb. bezüglich Nitrit, unauffällig. Zur Sicherheit wurde auch Aktivkohle im späteren Verlauf verwendet, was keinen Effekt hatte.
Am Ende waren alle Tiere nach ca. 3-4 Wochen tot.
Zweite Versuch:
Ich habe das Becken dann bis Ende Januar stehen lassen und unregelmäßig WW gemacht. Eine mittlerweile eingebrachte Anubia (aus einer 1A Garnelenumgebung eines privaten Züchters/Halters) brachte ein paar Blasenschnecken mit sich (was ja nicht stört). Algen, vor allem Kieselalgen, nahmen mehr und mehr Überhand, die Bodendecker kümmerten. Düngung sollte dennoch nicht erfolgen.
Die Schnecken wurden sporadisch und minimal mit Crusta-Feed beglückt, ansonsten eben die "Pflanzenabfälle".
Eine knappe vor Beginn wurde ein Wasserwechsel gemacht (ca 80%) und der Filter leicht(!) gereinigt, so dass der Durchfluss wieder gewährleistet war. Es wurde etwas EasyLife FFM zugegeben (1fach dosiert).
Die Wasserwerte wurden nach 2 Tagen kontrolliert (2 und 4te Tag) per Tröpfchentest und waren unauffällig (wie oben). Das Wasser war klar, die Schnecken ohne jegliche Auffälligkeit.
Die neuen Garnelen (ca. 20 adulte Tiere, 10 jüngere und ca 10 Winzlinge) wurden geholt und eingewöhnt. Die Eingewöhnung erfolgte dieses mal über ein 25L Becken, in welches das Transportwasser (mit Garnelen) und ca 8L des Wassers des Halters befüllt wurde. Über einen regulierten Luftschlauch wurde Tröpfchenweise das "Zielwasser" eingelassen. Es wurde zwischendrin nocheinmal ca. 50% des "Mischwassers" entfernt und wieder mit "Zielwasser" aufgefüllt (Tröpfchen), so dass am Ende ein ca. Verhältnis von 1:5 (quelle, ziel) bestand. Der Gesamte Prozess dauerte ca. 5h.
Das abgelassene Wasser im 56er Zielbecken wurde mit Leitungswasser aufgefüllt und mit Tetra-Medium aufbereitet (auf gewechseltes Wasser).
Die Garnelen wurden dann per Kescher umgesetzt, auch die aller kleinsten Winzlinge.
Am Ende waren die Tiere die ersten 4 Tage quick lebendig und fidel ohne jede Auffälligkeit. Am 3ten Tag wurde ein 20% WW gemacht, wieder mit Tetra (spritzer) aufbereitet.
Am 4ten Tag wirkten einige der Garnelen lethargischer, aber noch nicht (in Masse) übermäßig auffällig.
Am 5ten Tag kam es dann zum ersten Todesfall. Seit dem sterben täglich zwischen 1-3 Tiere. Es sterben vornehmlich größere oder mittelgroße Tiere. Die "Winzlinge" scheinen bisher weniger betroffen. (Todesfälle fallen hier natürlich weniger auf, ggf. schon durch Schnecken verzehrt. Allerdings sind immer noch genug normal-quirlige Tiere im Becken zu finden.)
Als Sofortmaßnahme wurde EasyLife FFM in 3facher Konzentration angewandt. Ab dem nächsten Tag wurde ein täglicher WW von ca 40-60% eingeführt. Die ersten Tage noch mit FFM aufbereitet (einfach auf gewechselte Menge), ab dem 4ten Tag nicht mehr (wegen Ablagerung des Zeoliths - nicht sichtbar, vermutete Anhäufung).
Ab dem 6ten Tag wurde jetzt der WW auf 30% reduziert, danach 3tägig.
Es wurde jetzt ebenfalls von Easylife "Voogle" in doppelter Konzentration versucht. Die Garnelen wirken ein klein wenig mobiler, dennoch versterben 1-3 Tiere pro Tag.
Zusätzlich habe ich heute einen UV-Klärer (miniUV von AquaEL) auf den Auslass des Filters gesetzt.
Zu den weiteren Beobachtungen/Symptomen:
Die toten Garnelen sind weiß (nekrotisiert). Die lebenden Garnelen wirken von der Farbe her blasser, statt dunkelrot eher "pastell". Dennoch ist das Fleisch (Muskelgewebe) bei den schwächer gefärbten Tieren als weiterhin durchsichtig zu erkennen. Die Organe sind in der Regel schwarz, bei manchen leicht grünstichig. Bei ganz jungen Tieren sind die Organe nicht erkennbar.
Die toten Tiere wurden entfernt. Ich habe sie mit einem Taschenmikroskop (Auflicht) (100-250x) untersucht. Mit dem Handyaufsatz konnte ich auch Fotos machen.
Hierbei viel - wie auch schon bei toten Tieren des ersten Versuchs - auf, dass fast alle Tiere "gelbe Knötchen". Einige nur 2-3, andere bis zu 20. Die Knötchen scheinen dabei knapp unterhalb bzw. innerhalb des Panzers zu sein. Meiner Meinung (!) nach handelt es sich nicht um Pigmentzellen, da sie anders als die roten Pigmente aussehen. (Foto im Anhang).
FAZIT:
Ich bin wirklich mittlerweile etwas ratlos. Ist es eine Vergiftung? Eine "Bakterielle Unverträglichkeit"? Eine Krankheit/Pathogen?
Nach der Ruhepause dachte ich, müsste es sich eigentlich wieder gelegt haben. Das Wasser war gemäß Teststreifen die ganze Zeit über unauffällig. Stichprobenartige Tröpfchentests ebenfalls. Der Filter hat einen guten Durchsatz.
Mein jetziger, neuer Versuch ab heute (Lieferung) wird sein, den Mini-UV-Klärer von AquaEL einzusetzen.
Frage an die Community:
Eurer Erfahrung nach, klingt es eher nach einer Vergiftung oder einer Krankheit / Infektion? (Meine pers. Vermutung lasse ich mal beiseite)
Je nach Fall, was wären eure (weiteren) Lösungsvorschläge? Ich habe ja nun wirklich schon fast wirklich alles versucht.
Ohne weitere Erleuchtung und sollten alle Tiere wieder versterben, wäre mein nächster Ansatz nur noch komplettes Neuaufsetzen, inkl. frischem Sand, frischen Pflanzen, der Rest im H2O2-Bad desinfizieren/reinigen und dann mit neuen Filtermedien (nicht Filter!) und gekauften Animpf-Bakterien neu einfahren.
Allerdings wäre es mir dann um die Schnecken und bestehenden Pflanzen schade.