Hallo, ihr Lieben, das hier soll ein Anfänger- und Langzeitbericht werden. Natürlich ist der Titel nur ein Späßchen, allerdings ist Trial und Error vermutlich eine Herangehensweise, die dazugehört.
Das Ganze begann durch eines der unzähligen Youtube-Videos in denen jemand ein Paludarium baut, was VOLL COOL aussieht und man sich denkt: geil! Das will ich auch haben! Nach einigen Monaten hin und her kaufte ich im Baumarkt ein Marina 54l Vollglasbecken (60x30x30cm), Pumpe (EHEIM compactON 300), usw...
Hardscape:
- Canadian Slate (kanadischer Schiefer)
- 2 Mopani-Wurzeln
- 1 Exo-Terra Ast (nach Einfahren eingebaut)
- Mit Watte, Pumpe und Plastikgittern wurde ein Hamburger Filter gebaut.
- Sämtliches Hardscape wurde entweder gründlich gewaschen, gewässert oder ausgekocht.
Auf dem Boden des Aquariums wurden als Grundlage die Plastikgitter gesetzt, um in die Zwischenräume Aquarienkies und JBL AquaBasis Plus (2cm hoch) zu mischen – damit das Aquabasis nicht einfach zusammenmatscht, sondern auch hier noch etwas Wasser durchfließen kann. Auf diese Schicht kam dann eine 3-5cm hohe Schicht JBL Manado (Vordergrund weniger, Hintergrund mehr). AquaBasis Plus und Manado wurden ausschließlich auf Wuchsflächen verteilt (also nicht unter den Bergen).
Hier ein Foto vom Aquarium von heute:
An die Filterpumpe wurde eine selbstgeklebte Schlauchverteilung (Silikonschläuche + Aquarienkleber) gebaut. 4 Schläuche führen direkt von der Filterpumpe ab und streuen die Strömung in entgegengesetzter Richtung zur Ansaugung – 2 davon lassen filtriertes Wasser aus dem linken Berg in das Becken plätschern, 2 Schläuche sind unter Wasser und drücken das Wasser oberhalb der Ansaugung der Filterpumpe weg von der Pumpe. 4 weitere Schläuche führen auf die andere Seite des Aquariums in den rechten Berg – 2 davon drücken Wasser in die hintere und in die vordere rechte Ecke des Aquariums, 2 davon führen in die oberhalb der Wasseroberfläche sitzende Mopani-Wurzel ("Toter Baum") und lassen Wasser ins Becken plätschern.
Hier ein Foto vom "Toten Baum":
Auf einen Ast des „toten Baumes“ wurde am 01.06.21 eine Orchidee geklebt (auf Aquarienwatte). Die Blüten der Orchidee sind inzwischen vertrocknet und wurden rechtzeitig abgezogen, bevor diese in das Wasser fallen und irgendeinen Schaden anwenden könnten. Der Wasserspiegel wurde von mir nach Aufsetzen der Orchidee durch zusätzliches Wasser erhöht, um 2 Wurzeln der Orchidee ins Aquarienwasser hängen zu lassen, damit die Pflanze Feuchtigkeit erhält. Dies hatte zur Folge, dass die Wurzeln nach kurzer Zeit etwas grüner geworden sind und weniger vertrocknet waren.
Die Stelle mit der Filterwatte soll noch mit Moos bepflanzt werden, um den Schlauch etwas zu verdecken (habe noch nicht das passende Moos gefunden. Vielleicht hat jemand Vorschläge).
Die Strömung im Becken verläuft somit nicht als kreisförmige Zirkulation sondern chaotisch in mehrere Richtungen. Schwebeteilchen verteilen sich jedoch überall im Becken.
Hier einmal die Struktur des Aquariums aus der Vogelperspektive gemalt (Blaue Pfeile zeigen Schläuche + Ausströmung):
Bepflanzung:
Ausschließlich In Vitro Pflanzen (alle Baumarkt):
- Das Zwergpapageienblatt ist direkt nach kurzer Zeit komplett verfault. Ich denke, dass diese Pflanzen bereits zu lange im Baumarkt rumstanden. Als Ersatz habe ich dann Rotala indica gekauft und darauf geachtet, dass die Pflanzen noch etwas frischer in der In Vitro Box aussehen. Hat geklappt, aber auch nicht zufriedenstellend.
- Die Rotala indica wurde an verschiedenen Stellen im Aquarium gepflanzt, ist allerdings bisher, wenn überhaupt, nur sehr wenig gewachsen. Enttäuschend.
- Der Froschbiss ist von Anfang an super gewachsen, hat viele sehr! lange Wurzeln gebildet und hat inzwischen beinahe die ganze Fläche überdeckt.
- Die Eleocharis fangen erst an zu wachsen, seit das Bio-CO2 läuft (siehe weiter unten).
- Das Australische Zungenblatt ist anfangs eher langsam gewachsen, beginnt nun aber etwas zügiger sich auszubreiten.
- Das Flammenmoos wurde auf/an die künstlichen Berge gesetzt und hat sich erstaunlich gut entwickelt. Allerdings überlege ich das Moos aus dem Aquarium zu nehmen, da es irgendwie in alle Richtungen wächst und nicht so schön aussieht an den Stellen, an die ich es gepflanzt habe. Heute habe ich das Moos nach hinten ins Aquarium gepflanzt, da es recht hoch wächst und so evtl. die Rückwand des Aquariums abdeckt.
Nachträglich installiert:
- Aquarienlampe (Amazon)
- CO2-Dropchecker
- Dennerle Bio-CO2 am 30.06.21. Seitdem wachsen die Pflanzen auch nicht mehr in Zeitlupe.
Messtechnik:
- Dennerle 6in1 Wassertest (Streifentest)
- Sera Sauerstofftest (Tröpfchentest)
- CO2-Dropchecker (Aqua Nova)
Das Einfahren:
- Das Aquarium wurde anfangs mit 20l Leitungswasser befüllt (Dennerle 6 in1 Wassertest: Nitrat 10, Nitrit 0, GH ü7 – u14, KH 6, PH 6.8, Chlor 0). Inzwischen sind rund 30l drinne.
- Eingefahren wurde das Becken seit Mitte April bis ca. 21.05.21. Während des Einfahrens bildete sich täglich Kahmhaut auf dem Wasser, welche ich alle 2 Tage zerstreute, da ich mir nicht sicher war, ob durch die undurchlässige Kahmhaut nicht das Wasser belastet werden würde.
- Das Aquarienwasser wurde in den ersten 2 Wochen alle 3 Tage zu 30-50% gewechselt, nach den ersten 2 Wochen nur noch 1 Mal die Woche um 30%.
- Nitrit-Peak kam in der ersten Woche. Danach lagen die Wasserwerte durchgehend bei KH 6 und PH 7.2. GH schwankte zwischen ü7 und ü30. Die ü30 waren einmalig. Seither lag der GH-Wert stetig zwischen ü7-u21. Der O2-Gehalt war zumeist bei 4mg/l. Der CO2-Gehalt wurde erst ab 30.06.21 gemessen und lag laut Dropchecker durchgehend im OK-Bereich. Aufgrund des nicht optimalen O2-Gehalts wurde ein Oxydator angeschafft. Durch den Oxydator war der O2-Gehalt zeitweise höher, allerdings seit Nutzung des BIO-CO2 wieder bei 4mg/l.
- Die Wassertemperatur betrug durchgehend 23°C, auch nachts. Inzwischen liegt die Wassertemperatur konstant bei 25°C (warme Tage aktuell).
Mitte Mai entschied ich mich dazu Schnecken in das Becken zu holen, da sich innerhalb kurzer Zeit immer wieder neue Kahmhaut bildete und die Pflanzen irgendwie nicht anfingen zu wachsen. Irgendeine Lösung musste her. Mein Grundsatz für die Tierhaltung sollte sein: Kein Tier soll leiden! Ich schaffe keine Tiere an und kümmere mich dann nicht gut um diese. Wenn ich Tiere habe, soll es ihnen auch gut gehen.
Ich las daraufhin einiges in Internetguides zu Schnecken und Garnelen und deren Haltung. Fand leider teilweise widersprüchliche Aussagen und Anleitungen. Ich entschied mich erstmal ganz klein anzufangen und mich nur auf sich gegenseitig deckende Aussagen zu verlassen.
Also: Quellblasenschnecken als Erstbesatz.
- Die Grundidee zum Besatz war, dass das Becken sich selbst fährt. Soll heißen: Bakterien und Algen produzieren Futter, welches von Schnecken und Garnelen gefressen wird. Sollten nach den ersten Schnecken noch weitere Tiere passen, sollten erstmal Garnelen rein. Die Schnecken (Spitzschlammschnecken) produzieren ebenfalls Futter für die Garnelen (Danke Tom für den Tipp!), wodurch nicht zwingend ein regelmäßiges (mind. 1 Mal am Tag) Zufüttern erforderlich ist.
Sollte dieses Vorhaben klappen, wäre die nächste Entwicklung das Becken mit Fischen zu besetzen, die ebenfalls nicht regelmäßig zugefüttert werden müssen. Hier bin ich allerdings noch bei der Recherche, ob dies überhaupt irgendwie geht.
Besatz:
Sämtlicher Besatz (bisher) kommt von Tom! Alle Schnecken aus Quarantänehaltung!
Vor jedem! Besatz wurde das Aquarienwasser zu 30/50% ausgetauscht.
- 5 Quellblasenschnecken eingesetzt am 21.05.21. Glänzen golden im richtigen Licht - wundervoll!
- 2 Spitzschlammschnecken eingesetzt am 27.05.21. Paarung am 2ten Tag nach Einsatz - seither diverser Laich im Becken an Schwimmpflanzen und Hardscape. Die Größere bekam den Namen "Willi", die Kleinere den Namen "Frida". Frida hat ein hellbraunes, Willi ein dunkelbraunes Gehäuse bekommen.
- 2,666667 (also 2 große, 1 mittlere und 1 kleine) schwarze Turmdeckelschnecken eingesetzt am 27.05.21. Alle haben sich direkt vergraben und damit begonnen den gesamten Untergrund umzuwühlen.
- 1 Blaue + 1 Rosa Posthornschnecke eingesetzt am 02.06.21. Beide quicklebendig und direkt am Futtern im Becken. Am 03.06.21 haben diese beiden nach Einbruch der Dunkelheit miteinander ein Schäferstündchen gehalten.
- 2 Noppen Turmdeckelschnecken eingesetzt am 02.06.21.
- 5 Sulawesi Inlandsgarnelen eingesetzt am 02.06.21. Wuselten kurz nach dem Einsetzen noch etwas durchs Becken und suchten nach Futter. Versteckten sich allerdings recht zügig... und die Probleme fingen an (siehe anderes Forum).
Fütterung:
- Die Schnecken wurden ausdrücklich NICHT gefüttert. Kahmhaut, Bakterienfilm, abgestorbene Pflanzenreste und lebendige Pflanzenblätter reichten scheinbar aus, dass die Quellblasenschnecke schon ordentlich gewachsen sind und supergesund aussehen.
- Garnelen zeigen KEIN Interesse an einem Dennerle Crusta Algenfutterblatt (ins Wasser gelegt am 02.06.21 mittags - versunken am 03.06.21 und aufgequellt). Ebenfalls KEIN Interesse an Seemandelbaumblatt (wahrscheinlich, weil noch kein Belag drauf ist). Das Seemandelbaumblatt wurde ebenfalls mittags am 02.06.21 ins Wasser gelegt und ist am 03.06.21 abends abgesunken.
Ich freue mich über jeden Leser und absolut jedes, auch sehr kritisches Feedback. Die Einrichtung des Beckens hat sich als schwierig erwiesen, wie auch das Anlesen von Wissen, da man im Internet viele verschiedene Hinweise findet, die sich (wie bereits oben beschrieben) nicht immer decken. Auch Infos aus Büchern können variieren. Dieses Forum hier habe ich leider erst vor Kurzem entdeckt und mich dazu entschlossen hier nun vorerst um Rat zu bitten bevor ich weiter mit den Tieren irgendwas mache. Mir macht das Becken immens viel Spaß und ich möchte es gerne noch weiter wie geplant fahren. Vielleicht renkt sich das mit den Garnelen ja irgendwie wieder ein...
Liebe Grüße,
Try
P.S.: hier noch ein Foto von Tandem-Posthornschnecken!