Checkliste: Wenn Garnelen vereinzelt sterben könnte das folgende Gründe haben

  • Einrichtungsgegenstände / Pflanzen
    Es gibt Einrichtungsgegenstände die Stoffe abgeben können, denen Garnelen zu schaffen machen. Dies kann von künstlicher Dekoration (obwohl darauf steht das es Aquarium tauglich ist) oder aber auch von meist unbekannten Steinen ausgehen.
    Neue Pflanzen aus dem lokalen Handel sind oftmals importiert aus fremden Ländern. Diese Pflanzen werden praktisch immer mit Pestiziden behandelt um keine Organismen mit den Pflanzen einzuschleppen (ist gesetzlich vorgeschrieben). Auch werden die Pflanzen mit Kupferlösungen behandelt, damit sie auf dem Transport nicht schimmeln/faulen und superfrisch ankommen. Die verwendeten Pestizide (Kupfer sowieso) sind leider hochgiftig für unsere Garnelen und Wasserschnecken. Man sieht es nach dem einsetzen wenn die Garnelen beginnen zu torkeln bzw. umfallen oder versuchen das Aquarium zu verlassen oder Schnecken zuerst laufen aber dann inaktiv werden . Oft endet es relativ schnell tödlich. Es kann auch sein, dass die Pestizide durch die Einlaufphase des Aquarium schon so verdünnt sind, dass die tödliche Wirkung nicht sofort einsetzt, aber die Garnelen/Schnecken nachhaltig geschädigt werden und Monate später nach dem einsetzen das ableben beginnt. Dies trifft vor allem zu wenn nach dem allgemeinen Rat "Pflanzen 14 Tage wässern" gearbeitet wird. Hierbei werden die Gifte nicht restlos ausgeschwemmt und wenn Monate später die Wirbellosen beginnen zu sterben ist das oft das Resultat geringster Giftanteile die das Immunsystem so herunter gezogen haben, dass keine Immunkraft mehr gegen die üblichen Gegenspieler (Bakterien) vorhanden ist.
    Tipp: Eine bessere Wahl für Garnelenbecken sind In vitro Pflanzen. Diese werden im Labor gezüchtet, sind Pestizide-, Schnecken- und Algenfrei. Man kann diese sofort verwenden. Als Garnelen Tom achte ich sehr darauf was ich im Shop anbiete. Alle meine angebotenen Pflanzen können sofort ohne wässern verwendet werden. Ich stelle das sicher in dem in meinen Pflanzenaquarien Garnelen schwimmen lasse. Wäre also eine Pflanzenlieferung aus der Gärtnerei nicht in Ordnung weil sie Pestizide belastete Pflanzen anbieten würde ich das sofort merken und diese Pflanzen nicht anbieten.


    Libellenlarven
    Libellenlarven bzw. Großlibellenlarven sind Räuber welche Garnelen töten können. Diese toten Garnelen müssen nicht "angefressen" aussehen, sie liegen morgens einfach tot im Becken. Libellenlarven sind Meister(!) im verstecken, dass heißt man sieht sie tagsüber in der Regel nicht da sie nachtaktiv sind. Auch ich habe in Becken in die ich täglich schaue schon Libellenlarven entdeckt, sie waren da schon 3-4 cm groß.
    Grundsatz: Wo eine ist, sind viele. Das kommt daher, da die Libelle ihre Eier gerne in Wasserpflanzenstängel sticht. Man schleppt sie sich also mit Wasserpflanzen ein. So gut wie alle Pflanzen aus Großgärtnereien können Libelleneier in Pflanzen mitlieferen.
    Becken prüfen: Nachts bzw. wenn schon länger das Licht aus ist mit der Taschenlampe das Becken absuchen. Oft sieht man sie da. In stark bepflanzten Becken kann durchaus sein, dass man sie nicht sehr gut entdecken kann.


    Sind Libellenlarven im Aquarium kann man oft auch beobachten, dass (alle) Garnelen an einen höher gelegenen Ort flüchten.
    Ich wunderte mich einmal, dass fast alle Garnelen am oberen Saugnapf eines Lufthebers saßen, praktisch mehrere Tage, ich fand dann nach genauem schauen eine Großlibellenlarve ca. 2,5 cm groß.


    Leitungswasser
    Ein Großteil des Erfolges bei der Haltung, Vermehrung und auch Zucht von so gut wie fast jeder Garnelenart hängt am Wasser. Aufgehärtetes Osmosewasser ist dafür bestens geeignet.
    Bei Garnelen entscheidet das richtige Wasser oft für Erfolg oder Misserfolg. Wenn das Wasserwerk aus Desinfektionsgründen den Chlorgehalt im Leitungswasser erhöht oder die Korrosion der Leitungen mit anderen Zusätzen wie z.B. einem Phosphat-Silikat Gemisch bekämpft kann es kritisch für Garnelen werden.
    Den Status von Osmosewasser habe ich auch in meiner jahrzehntelangen "Fischzeit" erlebt. Als ich irgendwann vom Leitungswasser auf Osmosewasser umgestiegen bin wurden die Fische fast doppelt so alt wie im Leitungswasser. Bei Garnelen verhält sich das anders: sie sind inaktiv, wirken lethargisch - kommen nicht unbedingt zum fressen. Man kann in solchen Fällen nun viel an den Ursachen rätseln und wird sie nicht unbedingt finden wenn der Lebensraum - die Grundbedingungen - solchen unbemerkten Schwankungen untersteht. Jede Ursachensuche ist dann wie ein Blick in die Glaskugel.


    An dieser Stelle möchte ich noch auf die Leitungswasser Haltung eingehen. Das funktioniert! In einigen Teilen Deutschland ist das Wasser so weich, dass man fast schon sagen kann perfekt für Garnelen. Klar, das oben angesprochene Chlor oder Silikat Problem bleibt. Jedoch sollte man folgendes beherzigen: Leitungswasser ist nicht gleich Leitungswasser. Schon innerhalb einer Stadt kann Wasser mit völlig unterschiedliche Wasserwerten "geliefert" werden. Das hängt damit zusammen, dass oftmals unser Leitungswasser aus verschiedenen Quellen gemischt wird - je nach Verfügbarkeit - auch wechselnd.
    Auch sollte man berücksichtigen, das manche Garnelenarten wie Bienengarnelen, Tigergarnelen oder Taiwan Bees im Leitungswasser wenige oder gar keine Junge bekommen. Wenn welche wenige kommen überleben die wenigsten - meistens keine. Neocaridina lassen sich am ehesten in Leitungswasser halten. Was aber keine Garantie ist das dies 100% funktionieren muss (siehe oben).


    Bakterielle Infektion
    Garnelen können anfällig sein auf fremde Bakterienstämme im Aquarium. Setzt man neue Garnelen ein und es gibt am Tag/Wochen darauf immer wieder mal eine tote, deutet das darauf hin. Dieses "alle paar Tage stirbt mal eine" hört im Regelfall nicht auf und kann sich über Monate bis zu einem halben Jahr oder länger hinziehen. So lange bis keine Garnele mehr übrig bleibt. Dieses sterben kann nach dem einsetzen von neuen Garnelen auch mal sehr schnell gehen, binnen weniger Stunden/Tage.
    Das einzige was hier wirkungsvoll hilft ist eine Antibiotika Behandlung. Bei dieser Behandlung werden sämtliche guten wie auch bösen Bakterien im Aquarium sowie die schädigenden Bakterien in und/oder auf der Garnele eliminiert.
    Man benötigt dazu das Mittel "Baytril 5% Injektionslösung" welches nur beim Tierarzt zu bekommen ist. Dosierung: pro 10 Liter Wasser 1 ml Baytril. Den Tierarzt bitten, dass er es auf eine Spritze aufzieht. Das Mittel wird in das Aquarium gegeben und 5 Tage kein Wasserwechsel durchgeführt. Das sterben sollte nach Gabe des Mittels sofort beendet sein. Ggf. verenden noch zu stark geschädigte Garnelen. Nach den 5 Tagen einen großen Wasserwechsel durchführen. Verantwortungsbewusste Halter filtern das Aquariumwasser vor dem Wasserwechsel über Aktivkohle um das Medikament herauszunehmen und die Kohle über den Hausmüll zu entsorgen. So werden die Kläranlagen nicht belastet. Diese Behandlung ist einmalig durchzuführen.
    Da mit der Behandlung die "guten" Bakterein ebenfalls elinminiert werden empfiehlt es sich die nächsten 3 Wochen nach der Behandlung wöchentlich großzügige Wasserwechsel durchzuführen bis sich im Filter wieder nitrifizierende Bakterien gebildet haben. Filter sowie alle Gegenstände im Aquarium übrigens immer mitbehandeln.
    Baytril ist für keinen Aquariumbewohner oder Pflanzen schädlich.


    Hinweis:
    Bakterielle Infektionen können auch erst nach vielen Monaten auftreten. Das ist dann meistens auf zu wenig Wasserwechsel und dem damit wachsenden Keimdruck zurückzuführen. Man muss sich nur vorstellen was passiert wenn man durch den wöchentlichen Wasserwechsel weniger Schadstoffe entfernt als die Woche über entstehen, sie schaukeln sich auf - die Konzentration steigt. Fragen Sie sich nun wie viel Sie wechseln sollten, schauen Sie mal bitte hier vorbei.


    Sauerstoffproblem
    In gut bepflanzen Becken liegt vorwiegend morgens eine oder mehrere tote Garnelen. Das kann auf ein Sauerstoffproblem hinweisen. Pflanzen erzeugen Sauerstoff - jedoch nur während der Photosynthese, also wenn das Licht brennt. Nachts benötigen Pflanzen Sauerstoff und produzieren keinen. In üppig bepflanzen Becken oder wenn zusätzlich nachts noch CO2 gedüngt (Bio CO2 oder Druckgasdüngung ohne Nachtabschaltung) wird kann es zu Sauerstoffmangel kommen. Sauerstoffmangel ist nicht wie bei Fischen mit einer schnelleren Atmung bei Garnelen zu sehen, sie kippen einfach um und sind tot. Ein Zeichen kann sein (muss es aber nicht), dass morgens Garnelen "oben" am Aquarium sind, an Kabel oder Schläuchen die ins Becken gehen.
    Abhilfe: Die Oxydatoren von Söchting sind bei Garnelenhaltern sehr beliebt, bringen sie doch 100% Sauerstoff ins Becken (und nicht nur das). Auch ein Luftsprudelstein an einer Aquarienpumpe hilft Sauerstoff ins Becken zu bekommen.


    Temperatur
    Für viele Garnelenarten sind Temperaturen oberhalb 28 Grad kritisch. Oder anders, ab 28 Grad kann es schon mit Ausfällen anfangen. Steigt die Temperatur weiter wird es kritisch. Diese Temperaturen sind in Dachwohnungen im Sommer bald erreicht.
    Abhilfe: Schauen sie im Shop in die Kühlabteilung, dort gibt es Ventilatoren welche das Aquarium bis zu 4 Grad zur Umgebungstemperatur senken.


    Update vom 27.03.2017
    pH Kontrolle bei Einsatz von Osmosewasser / Vollentsalztem Wasser unter Verwendung von "Bienensalz"
    Sterben Garnelen nach und nach oder die Jungtiere überleben nicht oder zu wenig prüfen Sie den pH des aufmineralisisertem Wechselwassers. Idealerweise sollte der pH bei mind. 6,5 liegen. Liegt der pH im Wechselwasser tiefer, kann man ihn mit ein paar Tropfen flüssiger Karbonathärte erhöhen. Hier ist auszuprobieren wie viel flüssige Karbonathärte zu gegeben werden muss um den pH auf 6,5 zu stabilisieren. Oft reichen nur wenige Tropfen (je nach Wassermenge). Der pH sollte sicher ermittelt werden (Tropfentest oder besser elek. Meßgerät).
    Messen Sie den pH im Aquarium. Ist dieser geringer als 6,5 sollte er auf mind. 6,5 angehoben werden.


    Hintergrund: Je nach Leitungswasser Zusammensetzung und Qualität der Osmoseanlage kann der pH von aufmineralisiertem Wechselwasser zwischen pH 5,3 und pH 6,6 in etwa liegen. Alles unter pH 6,5 ist kontraproduktiv. Auch bei Weichwassergarnelen wie Taiwaner, Tiger oder sonstige darf der pH gerne um 7 sein. In Kürze werde ich mit einem Blog Beitrag hier Details zum Thema veröffentlichen => Zum Blogbeitrag


    updated 19.03.2018