Milchkrankheit ?

  • Hi,


    Seit 3 Tagen haben wir eine Garnele (Yellow Fire), die weißlich blass ist (s. Foto - etwas Gelbstichig, in echt noch blasser) und sich apathisch verhält. Die anderen sind munter und kräftig gelb wie immer. Ich habe sie in ein separates Quarantäne-Becken gesetzt. Könnte es eine bakt. Infektion sein ? Milchkrankheit ? Scheint jedenfalls kein Zustand vor oder nach Häutung zu sein. Porzellankrankheit vermutl. auch nicht, da die weisse Färbung gleichmäßig über dem ges. Körper verteilt ist, anscheinend an der Oberfläche. Die Wasserwerte sollten unkritisch sein, Aquariumdaten s. Anhang (Fragebogen).
    Was tun ?


    Gruß, Martin

  • Update:


    Nun ist sie über Nacht eingegangen...
    Mikroskop-Bilder anbei: Die Nahaufnahmen zeigen nochmal die Trübung am ganzen Körper. Die orangenen Punkte sind Pigmente. Ich habe dann ein Schwimmbein abgezupft und untersucht ;(. Daran (Bild 0405111801, 10x) sind parasitäre Glockentierchen zu sehen, sind aber sicher keine Todesursache. In dem anderen Bild (40x) sieht man in der ausgetretenen Körperflüssigkeit eine Menge Zellen, auch ein paar Bakterien. Die runden Zellen, ca 10-20µm könnten Sporidien sein, sicher bin ich mir aber nicht...
    Die anderen werden wir nun auf Auftreten weißer Flecken beobachten. Sicherheitshalber verstärkt Wasserwechsel, Medi-Mix füttern, Seemandelbaumblatt hinzu.


    Gruß, MartinK

  • Hallo Martin,
    der Grund warum dieses Tier weiß geworden ist liegt an deinem Wasserwechsel. 2 - 4 Liter pro Woche bei einem 30 Liter Aquarium ist praktisch nichts. Lies dir das mal durch:


    Wie viel und wie oft sollte man Wasserwechsel im Garnelenbecken betreiben?


    Falls es Glockentierchen sind, ist das auch ein Resultat des geringen Wasserwechsels. Glockentierchen sind erst mal nicht schädlich oder tödlich, da hast du Recht, aber sie können nur in einem sehr nährstoffreichen Wasser leben. Die Nährstoffe in dem Fall sind Abfallstoffe die normal mit dem Wasserwechsel entfernt werden, deshalb verschwinden Glockentierchen auch wieder wenn die Wasserqualität steigt (sie verhungern schlichtweg).
    In den wenigsten Fällen gelingt es - wenn das mal angefangen hat mit dem weiß werden aufgrund mangelhafter Wasserqualität - durch verstärkten des Wasserwechsels den Stamm zu stabilisieren. Erfahrungsgemäß geht es weiter rückwärts. Es kann zwar sein das sich ein kleiner Teil erholt - muss man sehen. Oft ist so ein Stamm nur mit Antibiotika Behandlung noch zu retten.


    Was ist das für ein Mikroskop? Bakterien selbst sind ja normal erst ab 1000x sichtbar. Ich hab ein Bresser (das mit der Videofunktion), damit kann ich keine Bakterien angucken :(

  • Hallo,


    Oha - hab's fast befürchtet. Wir haben uns wohl zu sehr von den Wasserwerten leiten lassen (Nitrit war immer unkritisch), aber die Endotoxine und Keime werden da ja auch nicht erfasst. Es sind jetzt 12 größere und ca. 30 (sehr) kleine Nachwuchs-Garnelen im Becken - schwer zu zählen. Und 3 Renn-Schnecken und jede Menge kl. Blasenschnecken. Eine auffallende Anzahl Muschelkrebse kommen hinzu, Hydras und einige Nematoden. Gefüttert wird tägl. eine halb erbsengroße Menge Shrimp Pudding oder Stixx o.ä. falls nach 2h noch was da ist (was selten vorkommt), wird abgesaugt. Grünalgen sind kaum noch da, Kieselalgen sind auch weg (seit Umstieg auf Osmose-Wasser), Bartalgen vereinzelt. Ok, wir werden jetzt auf jeden Fall mehr Wasser wechseln. Ich werde berichten, wie es weitergeht.


    Mikroskop (da hab ich wohl etwas mehr Erfahrung als mit Garnelen :-) ):
    Die ersten 3 sind mit einem Zeiss Stereo-Mikroskop gemacht (USB Kamera Tucsen IS 300 auf Foto Tubus), die anderen mit einem Zeiss Standard RA, mit Trinotubus und derselben Kamera.
    Du hast recht, im Hellfeld mit 40x Objektiv sind Bakterien nur sehr schwer zu erkennen (geht aber, wenn sie groß genug sind und der Fokus etwas "verstellt" ist). Ich habe noch ein Mikroskop mit Phasenkontrast-Ausrüstung (Zeiss Standard Junior KF), da sind Bakterien mit dem 40er sehr gut ungefärbt im Lebendpräparat zu sehen (s. Beispiel-Foto, Triops Aufzuchtwasser, hier mit Canon EOS aufgenommen), daher weiß man, wonach man schauen muss. Dass da viele im Doppelpack auftreten, liegt übrigens daran, dass sie sich bereits während der Untersuchung geteilt haben.


    Die Zeiss-West Standard Mikroskope aus den 60er Jahren sind immer noch sehr gut und mit etwas Glück bei eBay für 200-300 € zu bekommen.


    Vielen Dank und Grüße,


    Martin

  • Hallo Martin,
    das ist ja supertoll, dass du dich so mit dem Mikroskop auskennst, ich hab da noch massive Defizite aber es interessiert mich sehr.
    Wenn du magst (würde mich sehr freuen!) wenn du da mal einen Blick auf den angehängten Film wirfst und ihn "durchhälst", die Auflösungen wechseln. Ich hätte gerne eine Einschätzung was da deiner Meinung so durch die Gegend zuckt, oft auch gegen den Strom:


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  • Hallo Tom,
    interessantes Video! Und qualitativ gar nicht so schlecht – ich weiß, wie schwierig so etwas sein kann! In der Garnelen-Anatomie kenne ich mich nicht wirklich aus, mein Wissen habe ich aus dem Buch „Süsswassergarnelen aus aller Welt“ von A. Karge u. W. Klotz und dem einen oder anderen Internet-Beitrag.Was sieht man da also ? Ich denke, es gibt 2 sinnvolle Erklärungsansätze:


    1. Amoebozyten (also Immun-Abwehrzellen), die im farblosen Blut (Hämolymphe) mittransportiert werden (weitgehend passiv). Mal schneller, mal langsamer – das lässt sich durchaus durch die örtlichen Strömungsverhältnisse und unterschiedlichen „Kanälchen“ erklären. Ab und wann sieht man einen „Ruck“ durch alle gehen, mit schlagartigen Richtungswechseln. Das könnte durch Druck-Änderungen ausgelöst sein, entweder durch mech. Druck auf die Garnele von außen (Präpariernadel, Pinzette o.ä.) oder Muskelkontraktionen der Garnele selbst. Bleibt die Frage ob die rel. Anzahl normal ist oder erhöht wg. entzündlichen Vorgängen.


    2. Endo-Parasiten. Auf Crustakrankheiten .de sind ein paar Mikroskop-Bilder von inneren Parasiten wie Sporozoen ( Myxosporidien, 10-20µm) und Ciliaten (Tetrahymena,20-30µm; Chilodonella, 30-70µm. Die ovale, birnenförmige Gestalt könnte teilw. passen). Ciliaten haben Wimpernkränze und können sich aktiv fortbewegen. Sporidien sind Mehrzeller und haben 2 oder mehr innere Kerne bzw. Sporen-Kapseln. Ist in so einem Lebendpräparat aber sicher schwer zu erkennen.
    Ich neige zu Erklärung Nr.1, ein Vergleich mit einer gesunden Garnele wäre da aber sicher hilfreich.


    Beste Grüße,
    Martin

  • Hallo Martin,
    danke für deine Einschätzung. Ich hab gerade zu viele Baustellen offen als das ich mich dem anständig widmen kann, was ich aber auf jeden Fall noch mache. Ich hab ja hin und wieder die Möglichkeit kranke und gesunde drunterzulegen und Vergleiche zu ziehen. Hab da auch große Hoffnung einiger Problemchen auf die Spur zu kommen. Leider (oder Gott sei dank) geht das nächste Woche mit meiner neuen Lager- und Kommissionierhalle los, da bin ich dann erst mal ausgebucht mit all dem anderen was ich am laufen habe und halten muß. Falls du da aber weiter "experimentierst", höre ich sehr gern und gespannt deinen Erkenntnissen / Bildern. Leider gibt es bisher nicht viele Spezies die in diesem Bereich Informationen teilen.Ich finde das hochinteressant.

  • Hallo,


    klar, Arbeit geht vor.
    Update: Bis jetzt sind keine weiteren Todesfälle zu beklagen. Folgende Änderungen wurden gemacht:
    - Wasserwechsel mind. 50% pro Woche
    - Schwarzerlenzapfen und Seemandelbaumblatt hinzu
    - ab und zu Gabe von Biozyme und GT Mineral Healthy
    - verstärkt Gabe von Medi-Mix und Baby Pro (mit Beta-Glucane) von Peters Laden
    - ein paar Tropfen Dr. Shrimps Cure Nature Endobact aktiv (Kräuter, Mineralien und Huminstoffe) alle paar Tage
    - Aquael Mini UV-Sterilisator installiert (seit 2 Tagen, kann man also noch nichts zu sagen)
    - Dennerle Nano-Eckfilter ersetzt durch Aquael PAT Mini Filter mit Sera-Schwamm. Der Dennerle ist mir schon ein paar mal auseinandergefallen beim entnehmen zum Reinigen, der Filterschlamm hat sich dann ins Aquarium entleert, außerdem verstopft er leicht am unteren Ansaugloch.


    Ob und was davon nun geholfen hat, kann man natürlich nicht so genau sagen; mit Sicherheit jedoch spielt der Wasserwechsel ein gewichtige Rolle. Die anderen Sachen verschaffen einem wenigstens ein gutes Gefühl ;) .
    Hoffen wir mal, das bleibt stabil.
    Ich habe mir übrigens das Buch "Krankheiten der Süßwassergarnelen im Aquarium" von Michael Wolfinger besorgt -sehr informativ (auch viele Mikroskop-Aufnahmen)!


    Gruß, Martin