bepflanztes Garnelenaquarium

  • Hallo an alle Interessierten,


    wie versprochen möchte ich über mein aktuelles Projekt berichten. Weit voran gekommen bin ich noch nicht, aber die harten Fakten kann ich ja trotzdem schon mal dokumentieren. :)


    Das Konzept habe ich von Diana Walstads Buch "Ecology of the planted aquarium" übernommen (dt. Titel "Das bepflanzte Aquarium: Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage")bzw. mich daran orientiert. Ich verlinke auch noch einmal auf die Videoserie von Foo the Flowerhorn auf Youtube, dessen Aquarium ebenfalls auf Walstads Buch beruht und die mich inspiriert haben, ein solches Aquarium ebenfalls zu versuchen.

    Man könnte es auch als "ausbalanciertes Aquarium" bezeichnen oder als Low-Tech-Aquarium. Wie der deutsche Buchtitel andeutet sind Pflanzen die Grundlage, aber darüber hinaus geht es auch um bakterielle Prozesse und Kreisläufe. Die Autorin ist Mikrobiologin, daher geht es in ihrem Buch zwar auch um die botanischen Aspekte eines bepflanzten Aquariums, aber vor allem ökologische Kreisläufe in Aquarien (Nitratzyklus usw.)

    Ich werde erstmal die zentralen Aspekte rekapitulieren, ich hoffe das ist interessant für euch und es hilft mir, meine Gedanken zu festigen (Als chemische Biologin hatte ich zwar das meiste, was ich gelesen habe, zwar schon mal gehört, aber nie vertieft oder angewendet. )

    Wenn ich etwas voraussetze, was unklar ist könnt ihr gerne nachfragen und ich entschuldige mich, wenn ich euch mit bekannten Grundlagen langweile.:saint:


    Was soll erreicht werden?


    1. stabiler pH-Wert

    Ein Sinken des pHs wird durch verschiedene Prozesse verursacht, vor allem Respiration, Nitrifikation und andere bakterielle Stoffwechselvorgänge

    Ein Steigen des pHs wird durch Photosynthese, Denitrifikation und physikalisches Entfernen von CO2 aus dem Wasser erreicht.

    Damit der pH am Optimum stabil bleibt, müssen diese Prozesse ausgeglichen werden.


    2. wenig Arbeit

    Wasserzugabe, um verdunstetes Wasser auszugleichen und zu stark wachsende Pflanzen zurückschneiden, das sollten schlussendlich die einzigen wiederkehrenden Aufgaben sein. Wasserwechsel und weitere Anpassungen werden natürlich nötig sein, wenn und solange das Becken nicht ausbalanciert ist.


    3. Tiere glücklich

    Logisch, oberstes Ziel und guter Indikator für die Balance sind normales Verhalten und Reproduktion der eingesetzten Tiere. Ob das bei mir langfristig neben Garnelen auch Fische werden, weiß ich noch nicht. Walstad schreibt sogar, man könne direkt Fische einsetzen, ohne Einlaufzeit. Das ist mir zu heikel, erstmal will ich sehen, dass mit den Pflanzen alles soweit funktioniert.


    Welche Aufgaben übernehmen die Pflanzen?


    1. Ammoniakaufnahme

    Im Gegensatz zu terrestrischen Pflanzen nehmen Wasserpflanzen zum Teil bevorzugt Ammoniak über die Blätter aus dem Wasser auf anstatt Nitrat. Unabhängig von bakteriellen Prozessen wird damit die Ammoniakkonzentration gering gehalten.


    2. Schwermetallaufnahme

    Durch Pflanzenwachstum werden vergleichsweise große Mengen an (Schwer-)Metallen aufgenommen, die sonst toxisch wirken könnten. Die bei der Zersetzung von Pflanzenmaterial entstehenden Huminstoffe binden ebenfalls Metalle.


    3. Algenkontrolle

    Nicht nur durch direkte Konkurrenz um Nährstoffe, sondern vermutlich auch durch die Freisetzung von allelopathischen Stoffgemischen wird eine Algenblüte durch Pflanzen verhindert. Wichtig ist dafür auch die jeweilige Beleuchtungsdauer.


    4. pH stabilisieren

    s.o., Photosynthese erhöht den pH


    5. biologische Aktivität erhöhen

    Viele Mikroorganismen an Pflanzenoberflächen leben (Bakterien, Protozoen, Pilze, Algen,...). Biologisch diverse System sind stabiler.


    6. Oxygenierung des Wasser und 7. Entfernen von CO2 aus dem Wasser

    Zum Thema Sauerstoffverbrauch bei Nacht und Sauerstoffassimilation bei Tag liest man alles mögliche. Walstad gibt als Quelle das Buch "Limnology" von Wetzel RG an und schreibt, dass Pflanzen während der Photosynthese Sauerstoff speichern (im Parenchymgeweben, wenn ich das richtig verstehe), der nachts bevorzugt verbraucht wird, bevor die Pflanzen tatsächlich Sauerstoff aus dem Wasser aufnehmen. Bei entsprechender Beleuchtung wird CO2-Überschuss aus dem Wasser entfernt.


    8. Verhindert Substrat-Toxizität

    Pflanzenwurzeln belüften das Substrat und fördern bakterielle Aktivität in verschiedener Weise. Ohne Freigabe von Sauerstoff und organischen Substanzen können im Substrat anaerob toxische Substanzen entstehen, selbst wenn das Wasser darüber ausreichend oxygeniert ist.



    Damit zu meinem konkreten Projekt. :)


    Das Becken hat 80x35x40 cm und damit ein Volumen von 112 L.

    Beleuchtet wird es mit einer LED-Röhre, 1000 lm, 6500 K, 600 mm lang.


    Als Substrat habe ich mich für Bio-Erde aus dem Baumarkt entschieden (Floragard für Kräuter, Anzucht und Aussaat). Die Erde wird gesiebt, um zu große Partikel zu entfernen und dann 3 cm hoch im Becken verteilt.

    Darüber kommt gewaschener Kies mit Körnung 2-4 mm (ebenfalls 3 cm hoch) und darüber gewaschener Kies der Körnung 1-2 mm (1 cm hoch).


    Die Pflanzen sind bestellt und sollen heute versendet werden. Sobald sie da sind, geht's los mit Bildern. :)

  • Klingt gut, aber eine Frage habe ich doch nämlich, wann pflanzt du? Schon, wenn du die erste Schicht (Erde) drin hast? Ich frage wegen der Vermischungsgefahr der drei Schichten, bei Pflanzung erst bei Schicht 3.

    LG Winni

  • Mich würde interessieren, in wie weit die Kräuter-und Anzuchterde gedüngt ist/ wieviele Nährstoffe bereitgestellt werden? Vergleichbar mit Aquarien Nährboden (z.B. von Dennerle)? Oder ist da viel mehr Dünger drin - Folge: Algen? Oder ob diese Blumenerde nicht evtl. anfängt zu faulen/ stinken? Ist die dafür gemacht, durchgängig komplett gewässert zu sein? Kräuter und Samen sind ja keine Sumpfpflanzen/ die zieht man ja nicht in extrem gewässertem Boden/ unter Wasser. Würde vermuten, das der Boden evtl. gammelt? Bin gespannt auf Erfahrungsberichte

    Grüße Heike


    (320 Liter Gesellschaftsbecken, 55 Liter Scapers-Tank Garnelenbecken, 24 Liter Kampffischbecken)

  • Anzuchterde ist normalerweise nur sehr sparsam gedüngt, da sonst die Sämlinge schießen. Gammeln kann sie natürlich, das sollen dann so wie ich es verstehe die Wurzelpflanzen verhindern.

    Ich habe in meiner Schneckenvase einfach Gartenerde drin, also tatsächlich aus meinem Garten, nicht sterilisiert. In diesem extrem kleinen Biotop sicherlich nicht ohne Risiko, aber in einem gut bepflanzten größeren Becken kann ich es mir gut vorstellen.

  • Anzuchterde ist normalerweise nur sehr sparsam gedüngt, da sonst die Sämlinge schießen. Gammeln kann sie natürlich, das sollen dann so wie ich es verstehe die Wurzelpflanzen verhindern.

    Ich habe in meiner Schneckenvase einfach Gartenerde drin, also tatsächlich aus meinem Garten, nicht sterilisiert. In diesem extrem kleinen Biotop sicherlich nicht ohne Risiko, aber in einem gut bepflanzten größeren Becken kann ich es mir gut vorstellen.

    Das ist bestimmt interessant und passt vielleicht auch zum Thread. Wenn die TE nichts dagegen hat wüsste ich gern, was für Kleinstlebewesen sich durch die Erde in deiner Schneckenvase eingefunden haben.

  • Hey

    Klingt gut, aber eine Frage habe ich doch nämlich, wann pflanzt du? Schon, wenn du die erste Schicht (Erde) drin hast? Ich frage wegen der Vermischungsgefahr der drei Schichten, bei Pflanzung erst bei Schicht 3.

    Theoretisch soll gepflanzt werden wenn alle drei Schichten drin sind. Meinst du, das funktioniert nicht? Ein bisschen Vermischung ist wahrscheinlich nicht schlimm. Viel rausreißen und versetzen sollte man eher nicht, weil sich dann die Erde im Wasser verteilt...


    Mich würde interessieren, in wie weit die Kräuter-und Anzuchterde gedüngt ist/ wieviele Nährstoffe bereitgestellt werden?

    Ich suche die Werte raus. :thumbup: Aber wie Gesa sagt, Anzuchterde ist im Vergleich zu z.B. Kompost oder auch normaler Blumenerde eher nährstoffarm.

    Ich habe in meiner Schneckenvase einfach Gartenerde drin, also tatsächlich aus meinem Garten, nicht sterilisiert. In diesem extrem kleinen Biotop sicherlich nicht ohne Risiko, aber in einem gut bepflanzten größeren Becken kann ich es mir gut vorstellen.

    Spannend, Gartenerde hatte ich auch überlegt, aber der Sack aus dem Baumarkt war dann einfacher umzusetzen. :)

    Wenn die TE nichts dagegen hat wüsste ich gern, was für Kleinstlebewesen sich durch die Erde in deiner Schneckenvase eingefunden haben.

    Hab absolut nichts dagegen, im Gegenteil, das interessiert mich auch. :thumbsup:

  • Leider kann ich das insofern nicht genau beantworten, weil ich auch noch ein Glas Teichwasser reingetan habe. :D

    Dazu sind Pflanzen aus dem regionalen Fachhandel drin, die haben ein paar Schnecken mitgebracht.

    Sonst habe ich Hüpferlinge drin, die sich schon fleißig vermehren, kleine schwimmende Würmer, das sind glaub ich "Aquarienschlangen" und einmal habe ich einen Scheibenwurm gesehen.

  • Leider kann ich das insofern nicht genau beantworten, weil ich auch noch ein Glas Teichwasser reingetan habe. :D

    Dazu sind Pflanzen aus dem regionalen Fachhandel drin, die haben ein paar Schnecken mitgebracht.

    Sonst habe ich Hüpferlinge drin, die sich schon fleißig vermehren, kleine schwimmende Würmer, das sind glaub ich "Aquarienschlangen" und einmal habe ich einen Scheibenwurm gesehen.

    Und Hydren auch?

  • Meine Frage bezog sich hauptsächlich auf die Wurzeln der Pflanzen. Die sollten doch eher in der Erde stecken als im Kies, so dass sie auch von Anfang an ihre angestrebten Dienste verrichten können.

    LG Winni

  • Mich würde interessieren, in wie weit die Kräuter-und Anzuchterde gedüngt ist/ wieviele Nährstoffe bereitgestellt werden?

    Also es ist diese Erde und laut Packung hat sie

    N 100 mg/L

    P2O5 150 mg/L

    K2O 900 mg/L

    Mg 100 mg/L

    B und Zn enthalten

    C:N >30:1

    Meine Frage bezog sich hauptsächlich auf die Wurzeln der Pflanzen. Die sollten doch eher in der Erde stecken als im Kies, so dass sie auch von Anfang an ihre angestrebten Dienste verrichten können.

    Genau, ich habe die Pflanzen möglichst tief durch die Kiesschicht gedrückt, sodass sie die Erde möglichst gut erreichen können. Das ging mal mehr und mal weniger gut. ;) Ich hoffe, es passt so. :saint:


    Was hast du denn für Pflanzen bestellt? :*

    Ich habe

    Cryptocoryne becketii petchi

    Anubias barteri calidiifolia

    Anubias barteri var. nana

    Hygrophila corymbosa siamensis

    Hygrophila polysperma rosanervig

    Lilaeopsis brasiliensis

    Ceratopteris thalictroides

    Taxiphyllum barbieri

    Eleocharis parvula

    Alternanthera reineckii rosefolia

    Limnophila sessiflora

    Hydrocotyle leucocephela

    Ludwigia repens var. Rubin


    Und so sieht es nach dem Pflanzen aus:

    direkt nach dem Pflanzen

    rechter Teil

    linker Teil


    Entschuldigt die schlechte Bildqualität, es sind nur Handyfotos und die Kamera ist echt nicht so gut. :(


    Aufgefüllt ist das Becken bisher mit Leitungswasser.

  • Ja, leider kenne ich mich mit Bodenchemie zu wenig aus, aber ich vermute, dass die Nährstoffe zum Großteil gebunden sind. Anzuchten sollen immerhin Wochen bis Monate von der Erde zehren können, wenn das alles komplett wasserlöslich wäre, müsste es beim Gießen ausgewaschen werden... Allerdings nur meine Theorie, denn ich weiß leider nicht, wie Erde allgemein analysiert wird und wie solche speziellen Werte bestimmt werden.

  • Ich Frage mich, ob man die Werte so umrechnen kann ? die meinen mit Liter vermutlich ja die Erde und nicht Wasser. Klingen extrem hoch, die Werte, aber wer weiß, wie die abgegeben werden. Im Blumenkasten sind die vermutlich in der Erde vorrätig und die Pflanze holt sich daraus, was die braucht. Es liegen nur die Wurzeln an. Was passiert unter Wasser? Spült das Wasser direkt diese extremen Werte aus dem Boden aus und sind die dann in der Wassersäule komplett drin? Und wenn ja, von welchen Werten reden wir? Nitrat mit 100mg/l dürfte schädlich für alle Tiere sein?!

    Annika_95 könntest du die üblichen Werte messen? Das wäre sehr interesssnt ? Nitrat, Phosphat, Kalium, Eisen? Ph, KH und GH wäre auch total interessant!! Ob die Erde da auch Einfluss drauf hat

    Grüße Heike


    (320 Liter Gesellschaftsbecken, 55 Liter Scapers-Tank Garnelenbecken, 24 Liter Kampffischbecken)

  • Nitrat mit 100mg/l dürfte schädlich für alle Tiere sein?!

    N ist aller Stickstoff zusammen, organisch gebundener und anorganischer. Inwieweit das Nitrat ist kann man nur durch Tests herausfinden. :/


    Die Konzentrationsangaben beziehen sich auf jeden Fall auf das Erdvolumen, wieviel davon wasserlöslich und wieviel organisch gebunden ist, tjaaaaa.... Der Bestellfinger zuckt. ;)