Hallo zusammen,
aus meinem täglich geleisteten Support kristallisiert sich in letzter Zeit verstärkt heraus, dass auch wenn man so gut wie alles richtig macht die Garnelenentwicklung nicht in Schwung kommen muss. Mit alles richtig machen steht an Position #1 der richtige Wasserwechsel (danach kommt erst mal lange nichts was man falsch machen kann). Geht es trotz dem richtigen Wasserwechsel nicht wirklich voran und auch trotz Studium der Checkliste bekommt man Probleme einfach nicht in den Griff ist ein Silikat und Phosphat Test anzuraten. Dies gilt bei Leitungswasser- wie auch Osmosewasser Verwendung. Der eine oder andere wird nun sagen: Aber eine Osmoseanlage filtert doch alles schädliche heraus! Das stimmt so nicht ganz. Um das verstehen zu können muss ich etwas ausholen:
Unsere Wasserwerke verwendeten früher hauptsächlich Chlor um die Leitungen zu desinfizieren. Chlor ist eine Gas und oft kommt das gar nicht mehr bei uns am Hahn an. Auch kann man wenn man das Gefühl hat (oder es misst) das Chlor enthalten ist einen Sprudelstein einhängen und es so aus dem Wasser treiben bevor es ins Aquarium gegeben wird.
Das größere Problem: Leider verwenden unsere Wasserwerke immer mehr und öfter Gemische aus Poly-Phosphate / Silikat um die maroden Wasserleitungen unserer Wassernetzes zu pflegen/stabilisieren. Diese Additive legen eine Schicht innen auf die Rohre in dem das Wasser läuft - vom Wasserwerk bis zu uns nach hause wo es dann aus dem Hahn kommt. Es wird so vielerorts (je nach Zustand des Leitungsnetzes) verhindert, dass wenn wir den Hahn aufdrehen eine Rostbrühe kommt. Dieses Poly-Phosphate / Silikat Gemisch reagiert miteinander, letztlich je nach dem wie viel dieses Gemisches und auch über welchen Zeitraum das Wasserwerk dies zugibt kann es leichte bis große Probleme bei unserer Garnelenhaltung und Zucht geben.
Zum Silikat: Silikat(e) ist parse in unserem Süßwasser nicht schädlich - also natürliches Silikat, welches es in sehr vielen Arten- und Vielfalten gibt und das prinzipiell überall präsent ist (z.B. In Mineralsteinen, Soilboden, Futter usw.). Silikate sind mit Bausteine des Lebens. Jedoch - und das ist das Problem: Silikate die ins Trinkwasser zugegeben werden in Kombination mit Poly-Phosphate, sind schlecht! Warum genau im Detail kann ich nicht beantworten, da ich kein Chemiker bin, es ist einfach die Erfahrung und Testcases mit Betroffenen die dies transparent machen und bestätigen.
Übrigens, wer jetzt auf die Idee kommt mal in seinem Wasserwerk anzufragen was da alles so ins Leitungswasser gemischt wird, was, wie viel und wie oft - ich habe noch nie eine aussagefähige Antwort bekommen, sprich es wird nicht preisgegeben und wenn, dann lege ich meine Hand dafür ins Feuer, dass die Aussage nicht stimmt. Der Grund hierfür: Die Wasserwerke haben ein großes Problem, sie müssen dafür sorgen, dass keine Rost- und Keimbrühe aus dem Wasserhahn bei uns ankommt. Dies ist aber nun mal nur mit (ungeliebten) Zusätzen zu bewerkstelligen. Ich bin sicher, dass je nach Zustand des Leitungsnetzes auch mal verträgliche Mengen zwangsweise überschritten werden. Dies bestätigen Kundeninfos wo das Wasser "nach Schweißfüße" roch.
Die Probleme welche durch die Zusätze auftreten sind nüchtern betrachtet bisher als gering zu bewerten, da die Zusätze unterschiedlich von den Wasserwerken eingesetzt werden. Es gibt jedoch einige Gegenden in Deutschland, welche zwingend nach einer Osmoseanlage einen Mischbettharzfilter mitlaufen lassen müssen, da das Wasser Garnelen ansonsten in kurzer Zeit tötet - Aquaristik ist also dort nicht mal mit "gutem" Osmosewasser möglich. An dieser Stelle die Info: Wieso filtert die Osmoseanlage das nicht? Da muss ich leider auch etwas ausholen:
Die "bösen" Silikate im Leitungswasser werden von einer Osmoseanlage sehr schlecht bis gar nicht gefiltert. Dieses Silikat kann man auch nicht mit einem Leitwertmeßgerät messen! Es kann ausschließlich mit einem Silikat Tropfentest (Sio) gemessen werden.
Wie bekommt man also Silikat aus dem Osmosewasser?
Dies geht nur über einen an der Osmoseanlage nachgeschalteten Mischbettharzfilter. Wie "teuflisch" dieses Silkat ist zeigt der Umstand, dass wenn man einen Mischbettharzfilter einsetzt um das herauszubekommen, man beachten sollte, dass wenn das Mischbettharz in etwa zu 60% verbraucht ist, Silikate schon wieder "durch gehen" - und leider wie vorhin schon erwähnt nicht messbar mit Leitwertmeßgerät!
Welche Auswirkungen hat dieses Silkat auf unsere Garnelen?
Meine bisherigen Beobachtungen bei betroffenen mit denen ich länger in Kontakt war und den Einsätze vom Mischbettharzfilter begleiten durfte zeigte sich folgende Bandbreite:
Haltung und Zucht von Garnelen unmöglich - sterben nach und nach bis null.
Keine Jungtiere nach Schlupf ausmachbar, trotz ausreichender WW und perfekter Fütterung
Wenige Jungtiere, schleppende Vermehrung im allgemeinen
Langsames Wachstum
Plötzliches sterben von Garnelen in bisher gut laufenden Aquarien, oftmals einem vorherigen Wasserwechsel zuschreibbar.
Das Ausmaß muss wohl mit der Dosierhöhe und dem Einschleusintervall des Poly-Phosphate / Silikat Gemisches beim Wasserwerk zusammenhängen.
Silikat / Phosphat mit Filteradditiven entfernen
Es gibt Filtermaterialen / Mittel welche diese Stoffe absorbieren und binden. Ich persönlich finde das suboptimal, da zuerst diese Stoffe ins Aquarium kommen um dann langsam wieder entfernt zu werden. Garnelen mögen dies nicht und zeigen dies unter Umständen auch so wie man das nicht möchte (kein Nachwuchs oder hin und wieder eine Tote). Weiter werden hiermit auch die "guten" Silikate gebunden und entfernt!
Zur sicheren Entfernung bleibt also nur die Lösung eines der Osmoseanlage nachgeschalteten Mischbettharzfilters.
Hinweis:
Dieser Beitrag soll nun keineswegs "Panik" oder gar einen Kaufwahn auf SIO Tests bzw. Mischbettharzfilter auslösen, dazu tritt dieses Problem noch nicht weit genug und massiv auf. Der Artikel soll lediglich eine Information bieten, wenn "alles probiert" wurde und es einfach nicht laufen will. Es ist sozusagen als letzte mögliche Option zu betrachten wenn alle vorangegangenen Optimierungen/Maßnahmen nicht zum gewünschten Erfolg führen.
Additionale interessante Quellen:
http://www.aerzteblatt.de/arch…saetze-in-Nahrungsmitteln
Rund um Silikate