So, Freunde der Details!!!!
Da ich ja an verschiedener Stelle gefragt werde, wie man “schöne” Bilder von Garnelen macht, hier mal die Beschreibung, wie man es machen KANN, bzw. wie ICH es mache und was ich dazu verwende.
Ich weise mal wieder darauf hin, dass es sich hier um MEINE Erfahrungswerte und MEINE Vorgehensweise handelt, für Verbesserungsvorschläge und Erfahrungsaustausch bin ich natürlich offen. Ich möchte nur Tipps geben, niemanden drängen, es genauso zu machen!
Zuerst vielleicht, was braucht man und was kostet das?
1. Ne Kamera, is klar!
1.1 Egal ob Canon oder Nikon, da muss man entscheiden, welche einem einfach besser passt.
Jedenfalls muss das Objektiv auswechselbar sein. Ich würde für diesen Einsatzzweck eine DSLR-Kamera empfehlen. Die neuens Bridge oder Systemkameras haben sicher auch ihre Daseinsberechtigung, können eine DSLR aber in ihrer Vielfältigkeit nicht toppen! Außerdem ist in diesem Fall ein optischer Sucher von Vorteil.
1.2 Vollformat oder APS-C???
Vollformat ist toll für Weitwinkel, Portrait und generell Aufnahmen, die bei schlechten Lichtverhältnissen gemacht werden. ABER bei Makro haben die günstigeren Cams mit APS-C Sensor die Nase vorn! Stichwort Cropfaktor, das würde jetzt hier zu weit gehen, es sei nur gesagt, dass z.B. ein Objektiv mit 100mm Brennweite an einem Crop-Sensor wie etwa 150 mm wirkt. Sprich ich kann im Fall “Makro” noch mehr Details einfangen.
1.3 Wieviele Megapixel????
Für Makro??? 16 MP aufwärts! Man ist nahe am Objekt und möchte vielleicht noch am PC hineinzoomen! Dafür braucht man Megapixel! Mehr als 24MP machen aber auch schon wieder weniger Sinn, weil die Objektive meist nicht mehr sehr viel mehr hergeben, irgendwann ist die Güte der Objektive eben auch am Ende.
2. Das passende Objektiv
2.1 Wer ERNSTHAFT Makros aufnehmen will braucht auch ein Makro-Objektiv!!!
Auf Nahlinsen, Konverter, Balgengeräte usw. gehe ich nur soweit ein, dass man mit ersten beiden ein Standard-Objektiv für Makros umbasteln kann, das geht aber auf kosten der Schärfe, des Bildausschnitts, der Schärfebereich wird endlich und evtl. zu kurz oder bei Konvertern wirds auch gleich wieder so teuer, dass man eh schon fast ein Makro-Objektiv kaufen kann.
Was den Hersteller der Objektive angeht, hier schenken sich alle nicht viel.
2.2 mm???
Welche Brennweite? Ich würde zwischen 60 und 105 mm Brennweite nehmen. 40 mm gehen sind aber evtl. zu kurz, da muss man schon sehr Nahe an die Garnele ran, dass diese 1:1 abgebildet wird (was aber möglich ist, wenn man es so macht wie ich). Um so mehr mm, um so weiter kann man auch vom Objekt entfernt sein, das man fotografieren will. Wenn man vielleicht noch Insekten knipsen will, kann man durch die größer mögliche Distanz diese ablichten, ohne dass man sie verscheucht (Stichwort: Fluchtdistanz).
3. Es werde Licht mit Blitz!
Man nehme einen Blitz, Manuell, E-oder I-TTL, egal!!! Nehmt, was ihr wollt oder denkt, später noch brauchen zu können! Sollte optimalerweise zu eurer Kamera passen, aber selbst das ist im Fall Nelen-Makros egal. Weil ich zusätzlich einen Funkauslöser für den Blitz verwende, der muß allerdings zwingend zur Kamera passen! An der Stelle, danke an Tom, der mir das mit dem Funkauslöser erzählt hat!
4. Ein Stativ, ein Basic tuts für diesen Zweck
So, was kostet der Spaß?!
1. Kamera, ca. 400 € für eine DSLR mit 16-20/24MP nur Body, ohne Objektiv.
2. Makro-Objektiv, ca. 250-300 € für ein 40-60 mm / 450-800€ für ein 90-105mm Objektiv
3. Blitz 30-80 € + Funkauslöser, ca. 30-40 €
4. Stativ, ab ca. 30€
Los geht's also mit round about 700-1000 €, je nach Geräten!!!! Man kann ja aber auch noch mehr als nur das Aquarium und den Inhalt fotografieren!
Meine Ausrüstung…
Kamera NIKON D5500 24MP
Objektiv Tamron SP 90 mm, 2,8
Blitz Neewer IRGENDWAS, hat 60€ gekostet.
Funkauslöser für Blitz, Billigdingsi für 30€
Basic Stativ 30€
Die Praxis:
Auf wie man was anschließt gehe ich jetzt mal nicht ein, technisch wirds dann weiter unten...!
Wo ist jetzt die Nele und warum ist sie nicht da, wo ich sie brauche???? Oder warum setze ich sie nicht dahin, wo ich sie haben will?!
1. Der Blitz muss von Oben kommen! Alle die nen Cube haben, der ne Glasplatte als Abdeckung hat, haben die halbe Miete schon mal drinnen. Alle anderen müssen sich eine Glas- oder Plexischeibe besorgen, diese auf die Beckenkanten legen und darauf den Blitz stellen.
Die andere Hälfte der Miete habt ihr, wenn die Nele die ihr knipsen wollt genau da ist, wohin euer Objektiv zielt! Oder ihr knipst irgendeine Nele!
ODER!!!!! Ihr kauft euch ein Fotobecken, wie ich bzw. Ich habe einen 10er Cube dazu hergenommen, den ich nicht mehr gebraucht habe. Schöner wäre natürlich ein kleines Weißglas-Becken, umso kleiner umso besser. In dem Becken trennt ihr dann einen kleinen Bereich ab, mit z.B. Filtermatten, innerhalb diesen Bereichs könnt ihr dann gestalten, wie ihr wollt, es sollte allerdings zweckmäßig bleiben. Moos, Wurzel, alles geht, muss am ende aber wieder aus dem Becken raus!
Steht die “Einrichtung”, leert man dort Wasser aus dem Becken, in welchem das Zieltier schwimmt hinein, ein paar Zentimeter Wasserhöhe über der Garnele reichen.
Wasser aus dem Becken, aus dem die Garnele kommt, sorgt dafür, dass das Tier nicht noch zusätzlich durch plötzlich andere Wasserwerte oder zu hohe Temperaturunterschiede gestresst wird. Erstens ist das Tier genervt und ihr dann auch, weil ihr kein Bild hinbekommt.
Je nachdem, wie sich die Nele nach dem Umsetzen verhält, kanns los gehen! Ein panisches, gestresstes Tier muss sofort wieder raus. Solltet ihr also Fluchtverhalten beobachten, abbrechen, bzw. mit einem anderen Tier versuchen.
Sitzt das Tier ruhig oder untersucht die neue Umgebung geht's ans Bilder machen!!!
Jetzt wird's technisch für die, die schon eine Cam haben, sich auskennen oder immer noch neugierig sind.
Ausrichten der Cam:
Das Objektiv muss parallel zur Scheibe sein. Jedes Grad Abweichung bedeutet Lichtbrechung durch Wasser, Scheibe, bzw. durch die Übergänge der Unterschiedlichen Materialien, durch die das Licht gebrochen wird. Dadurch wird das Bild verzerrt und unscharf. Deswegen auch nur wenige cm Wasser über der Garnele und der kleinere Bewegungsraum. Nach links und rechts kann man das Stativ versetzen, nach oben und unten wäre dann nochmal eine zusätzlich erschwerender Faktor. Und ja, das Stativ wird nach links und rechts verschoben und nicht die Kamera geschwenkt, wir denken an die parallel zur Scheibe stehenden Linse!
Kameraeinstellungen:
Endlich mal auf Manuell knipsen, weg von der “Grünen Welle”!
Belichtungszeit: 1/200 Sekunde, Fixwert, wegen der Blitzsynchronisation. IST SO BLEIBT SO!
ISO 100 ist optimal! Mehr geht, sollte aber nur verwendet werden wenn der Blitz limitiert, um das Rauschverhalten des Sensors so gering wie möglich zu halten.
So, Licht über dem Aquarium bleibt an, man legt etwas ins Aquarium, fokussiert und macht ein Bild, OHNE BLITZ! Jetzt wird die Blende so lange weiter geschlossen, bis das OBJEKT nur noch sehr dunkel zu sehe ist, fast gar nicht mehr!
Warum ist das so?
Durch das Schließen der Blende habt ihr jetzt alles Licht, was man nicht haben will, fast ausgeschlossen, jetzt wird also nur noch abgelichtet, was der Blitz beleuchtet, “Fremdlicht” von der Raum- oder Beckenbeleuchtung habt ihr jetzt nicht mehr auf dem Foto. Sehen wollt ihr die Garnele durch den Sucher ja aber auch noch also macht das so schon wirklich Sinn, dass eine Lampe über dem Becken ist!
Außerdem wird der Schärfebereich durch Abblenden vergrößert, ihr habt also nicht nur das Auge sondern auch die Flanke der Garnele Scharf und so soll es ja auch sein. Bei Makrofotografie, dieser Objektivart und wenn man so nahe an einem Objekt ist, ist die Tiefenschärfe bei Offenblende teilweise unter einem Millimeter. Wer will schon nur einen Teil der Garnele Scharf?! Selbst so bekommt man auf diese Nähe ohnehin nicht Beine, Auge und Flanke scharf!
Blitz an und auf die Glasabdeckung des Fotobeckens legen, sodass er nach unten auf die Garnele Blitz. Blitzstärke auf 1/8 stellen und ein Testbild machen. Jetzt kann die Belichtung mit dem Blitz stufenweise reguliert werden bis die Belicchtung passt, an der Kamera wird erstmal nichts gemacht!
Sollte der Blitz zu schwach sein, bleibt nur, den ISO Wert stufenweise anzuheben.
Finetuning geht auch mit der Belichtungskorrektur der Kamera, evtl. Könnt ihr noch andere Voreinstellungen für den Weißwert versuchen, ich fahre mit der automatischen Messung aber ganz gut.
Ja, man kann das alles noch mit diversen Bildbearbeitungsprogrammen finetunen. Ich bin allerdings immer noch der Ansicht, dass man seine Kamera verstehen sollte und auch, welche Funktion, das Bild wie auf die Speicherkarte bringt. Das macht nachträgliche Bearbeitung von Bilder in den meisten fällen überflüssig. Die Bilder, die ihr von mir kennt, sind ALLE out of cam, ohne jegliche Bearbeitung, in manche wurde nur hineingezoomt, Helligkeit, Kontrast, Licht und Schatten sind unbearbeitet.
Bei Makroaufnahmen sollte man den Autofokus auf Spotmessung stellen, so bestimmt ihr, welcher Punkt fokussiert werden soll. Makro und Matrixmessung mögen sich nicht, die Kamera fokussiert oft, was man nicht scharf sehen möchte. Oft die Beine, dann ist die Flanke unscharf usw.
Passt soweit alles, wird es ernst und die erste Garnele kann ins Becken!
Die Jagd nach scharfen Bildern beginnt!
In diesem Sinne, ich wünsche euch viel Geduld und gutes Licht!
Ich hoffe, ich konnte Euch das Thema etwas näher bringen, nützliche Tipps geben und die ein oder andere Frage beantworten! Vermutlich entstehen hier auch neue Fragen, die ich euch gerne versuchen werde zu beantworten!
Egal wie und mit welchen Mitteln ihr zukünftig Bilder von euren Stars in den Becken macht, VIEL SPASS DABEI!!!
Viele Grüße
Markus