UV Klärer im Garnelenaquarium sinnvoll?

UV Klärer werden im Regelfall aus einem Hauptgrund in der Aquaristik eingesetzt: Der Schwebealgen Bekämpfung.
Grund Nummer zwei ist die Keimreduzierung im Aquariumwasser.


Seit einem 3/4 Jahr teste ich mit UV Klärer in verschiedenen Garnelen-Becken in unterschiedlichen Bereichen um der Wirkung auf die Spur zu kommen. Schwebealgen hatte ich noch nie, die Wirksamkeit ist dort jedoch unbestritten. Viel wichtiger war mir zu erfahren wie die Wirkung im bezug auf Garnelen ist.


Vorweg: Die Meinungen (im Internet) über dauerhafte UVC Klärung im Aquarium ist umstritten. Es gibt die absoluten Befürworter und es gibt die Gegner welche anführen, dass die Tiere dadurch verweichlicht werden und nicht mehr so stabil seien.
Zum verweichlichen: Das konnte ich nicht feststellen. Im Gegenteil. Verkaufte Tiere aus einem Becken mit UV Klärung sind stabiler beim Kunden wie auch auf dem Transport. Wenn man die anscheinende "Verweichlichung" im Detail betrachtet, ist das auch logisch, dass UVC Klärung keinen negativen Einfluß auf Garnelen hat: Garnelen haben ein sehr rudimentäres, also schwaches Immunsystem. Belastungen durch Keime im Wasser kompensiert die Garnele so gut es geht, sie ist praktisch ständig am ankämpfen gegen die schädlichen Organismen. Sind zu viele Keime vorhanden, durch zu wenig Wasserwechsel und entsprechender Fütterung, endet es bei Garnelen relativ schnell in einer waschechten bakteriellen Infektion. Dies muss im Umkehrschluß nicht automatisch das aussterben des Stammes bedeuten, aber es bedeutet deutlich weniger oder lange Zeit kein Nachwuchs. Es bedeutet sehr oft, dass Garnelen das adulte Alter nicht erreichen und vorher das zeitliche segnen. Tibees oder Neocaridina Garnelen können bis zu 3,7 cm groß werden, die Größte welche ich bei mir gemessen habe. Das ist eine imposante Größe, nur erreichbar von Garnelen welche lebenslang durch perfekte Bedingungen absolut gesund waren.
Viele Halter von Importgarnelen oder bei Haltung mit nicht optimalen Bedingungen haben solche große Garnelen noch nie gesehen.


Hier nun folgende Testszenarien und die von mir festgestellte Wirkungsweise:


Wildbienen (Hummel) Testbecken
Setup: 54 Liter, Ada Amazonia Bodengrund,Mini Oxydator, Laufzeit bisher 13 Monate, Bodenfilter mit Aquael Circulator 500 angetrieben. Aquael Filter wird mit Düsenstrahlrohr betrieben welches ich so ausgerichtet hatte, dass die Strahlen ins Becken "prasselten" und damit ordentlich Sauerstoff einbrachten.
Das Becken lief stets schleppend, trotz wöchentlicher großer Wasserwechsel. Ich habe die Hummel dann aufgegeben und das Becken mit 300 Neocaridina besetzt. Vor dem Einsetzen der Neuankömmlinge wurde ein 90% Wasserwechsel durchgeführt. Drei Tage danach installierte ich einen Selbstau mobilen UVC Klärer. Das war ein Aquael 11 Watt Sterilisator der mittels JBL Schlauch mit einem Aquael Circulator 500 verbunden wurde. Das keine Babygarnelen angesaugt werden steckte ich einen Aquael Filterschamm auf den Circulator. Das System wurde in Betrieb genommen und am nächsten Morgen hatte ich ca. 150 tote Garnelen in dem Becken. Viele saßen ausserhalb des Wassers auf der Heizung oder klemmten an den Schläuchen ausserhalb des Wassers fest.
Was war passiert? Erklärung: Der UV Klärer tötete dermassen viel Biomaterial, also Freiwasserkeime und Bakterien im Wasser ab, welche abstarben und das Sauerstoffniveau ins bodenlose knallen liessen. Trotz Mini Oxydator und Düsenstrahlrohr und dem Wasserwechsel drei Tage zuvor. Ich war absolut perplex! Das hätte nie passieren dürfen. Im Umkehrschluß heisst das, dass das Wasser innerhalb von drei Tagen dermassen viel organisches Material (Keime, Bakterien) aufgebaut hatte. Wo diese herkamen oder warum diese sich so schnell so massiv bildeten ist mir ein völliges Rätsel.
Das Becken läuft nun weiter mit den verbliebenen Probanden, ich werde diesen Bericht hier ergänzen wenn ich neue Erkenntnisse gewonnen habe.


Red Bee Zuchtbecken
Setup: 54 Liter, Ada Amazonia Bodengrund (10 cm hoch), Mini Oxydator, Laufzeit bisher 18 Monate. Bodenfilter der von einem Außenfilter angetrieben wird.
Der Aquael UV Klärer 11 Watt kam in Betrieb kurz bevor die Bienen eingezogen sind. Die nächsten 6 Monate explodierten die Bienengarnelen förmlich, was die Vermehrung anging. Ich habe noch in keinem anderen Becken so viele Jungtiere von der Größe frisch geschlüpfter bis zur erwachsenen Biene gesehen. Am Boden war jeder cm² nur noch Rot/Weiß vor lauter Garnelen. Ich verkaufte Garnelen aus diesem Becken. Keine einzige Ausfallmeldung. Weder beim Transport noch im Zielbecken.
Der Bestand wurde weiter verkauft, dass Becken wurde leerer - und - plötzlich blieb Nachwuchs in der gewohnten Frequenz aus. Was ist passiert? Mein Vater hatte versehentlich den Sterilisator ausgesteckt, er war ca. 3 Monate aus. Ich habe nun den Sterilisator wieder angeschlossen und werde wenn neue Erkenntnisse vorliegen den Bericht hier ergänzen.


Milchkrankheit / Porzelankrankheit
Ich bin sehr interessiert und aktiv was das Thema Garnelenkrankheiten betrifft. Ich habe schon mehrfach kranke Importiere zur Tierärztlichen Hochschule Hannover gesendet zur Untersuchung.
Hin und wieder ordere und teste ich eine Sendung Importiere. Die Importtiere zeigten stets die selben Symptome: Sie kommen mehr oder weniger mit einem weißen, milchigen Körper hier an. Das können mal viele sein aus einer Sendung oder auch nur wenige. Ich verkaufe diese Tiere nicht, beobachte sie aber in Quarantänebecken. Fakt ist: Diese Tiere sind alles Todeskandidaten. Es ist nicht so, dass diese Stämme von heute auf morgen sterben, sondern das "immer wieder mal stirbt eine" Syndrom zeigt sich. Die Tiere werden immer weisslicher, lethargisch und kippen irgendwann um. Jungtiere stecken sich an, es kommt nur ein Bruchteil hoch. Es gibt in diesen Stämmen nach meiner Langzeitbeobachtung keine Garnele größer als 2 bis 2,8 cm. Wenn die Reproduktionsrate entsprechend hoch ist, wird ein "normaler" Halter diese Tiere als nicht krank bezeichnen, den sie vermehren sich ja, der Stamm hält sich in der Anzahl, wächst leicht oder aber er geht nur langsam rückwärts. Dies ändert nichts daran, dass diese Tiere krank sind und diese Krankheit dauerhaft mit sich schleppen.


Ich war lange der Meinung, bzw. konnte nicht verstehen warum kranke Tiere zu uns importiert werden. Inzwischen sehe ich das etwas anders. Wenn diese doch teilweise großen Importtiere direkt in Fernost schon so stark krank wären, würden sie auch dort nicht unbedingt die Größe erreichen welche sie bei Ankunft haben. Vielmehr stärken mich verschieden Erfahrungen, dass der Transportstress, also bis zu 300 Tiere in einem großen Beutel, diese Krankheit relativ schnell und drastisch verschärft oder sie erst ausbrechen lässt. Nebenbei, ich habe mehrere Stämme solcher Tiere untersuchen lassen. Der Befund auf Bakterien war im normalen Bereich, nicht so hoch als das er die Garnelen ernsthaft schädigen könnte. Die virologischen Untersuchungen waren negativ.


Ich habe also zum jetzigen Zeitpunkt keine Ahnung was diesen Tieren fehlt, aber ich habe mit ihnen getestet:
Update 10.09.2020: Es gilt die Immunkraft im Auge zu behalten.


In ein Becken mit kranken Import-Neocaridina wurden gesunde deutsche Nachzuchten dazugesetzt in größerer Anzahl. Alle diese Nachzuchten wurden ebenfalls angesteckt und wurden krank. Dies wiederholte ich mehrfach um sicher zu sein.


Nun habe ich einen wie oben beschriebenen mobilen UV Klärer an das Becken angeschlossen. Dann die 3-fache Menge an gesunden Neocaridina gegenüber den kranken dazugesetzt. Ergebnis bis dato: Ich kann kein übergreifen mehr der Krankheit auf die gesunden feststellen. Langzeit Beobachtung steht noch aus, ich werde das Ergebnis hier zu gegebener Zeit updaten.


Noch etwas zur sogenanten Milchkrankheit/Porzelankrankheit:
Weisslich trübe Garnelen werden oft mit der "Milchkrankheit" oder "Porzelankrankheit" identifiziert welche durch Mikroorganismen verursacht werden. Heilungsversuche mit Antibiotika sind erfolglos. Man nimmt aktuell an, dass sich gesunde Tiere durch den Verzehr toter Artgenossen anstecken. Ich bin jedoch inzwischen der Meinung, dass die Hauptansteckung über das Wasser übertragen wird. Eine Wassersterilisation mittels UV Klärer verhindert zumindest bisher bei mir eine Ansteckung von gesunden Tieren - Langzeittest ausstehend.
Ich vermute, dass der Erreger von befallenen Garnelen ständig durch den Darm ausgesondert wird und damit im Wasser als Sporen gesunde Garnelen befällt. Weiter bin ich der Meinung, dass diese ständig latent im Wasser vorhandenen Sporen eine Heilung bereits infizierter Garnelen unmöglich macht, da die Garnele - sollte sie dem Erreger etwas entgegenzusetzen vermögen - ständig neu diesem ausgesetzt ist. Es stehen bei mir Tests an, die Auswirkung eines UV Klärer über Langzeitbeobachtung festzustellen. Unter Umständen heilt sich der Stamm dann selbst bzw. die weniger infizierten Garnelen erkranken nicht weiter. Zu gegebener Zeit werde ich das Ergebnis dieses Tests hier veröffentlichen.


Weitere Tests geplant
Es steht noch aus, in einem Becken mit ausschliesslich kranken Importtieren einen UV Klärer zu betreiben. Diese Langzeitbeobachtung werde ich hier zu gegebener Zeit updaten.


10.09.2020 Update

Nach über 5 Jahren weitere gefestigte Erkenntnisse:
Ein Garnelenstamm welcher die sogenannte Milch- oder Porzelankrankheit hat (also eine vielzahl der Garnelen trübe Körper besitzen) und von Myxosporidien (das sind mehrzellige Parasiten) durchseucht ist kann durch sehr gehaltvolle Ernährung geheilt werden. Ich habe diese Aussage vielfach validiert. Die Gesundheit von Garnelen hängt am regelmäßigen (täglich!), gehaltvollen Futter.


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