Damit sich Pflanzen und Tiere wohlfühlen und gedeihen, ist es wichtig, dass die Wasserwerte stimmen. Auch zum Einstellen der passenden Düngung für das eigene Aquarium ist es notwendig, einige Wasserwerte zu kennen. Ich möchte hier gern meine Erkenntnisse und Erfahrungen mit Wassertests mit euch teilen. Diese Zusammenfassung und die Empfehlungen basieren auf meinem persönlichen Erfahrungen aus mittlerweile 35 Jahren Aquaristik. Sie hat nicht den Anspruch, vollständig zu sein.
Im allgemeinen Aquaristikbedarf gibt es meist Teststäbchen oder Tröpchentests zu kaufen.
Teststäbchen
Das sind schmale Plastikstreifen mit Indikatorplättchen darauf. Die Stäbchen werden einfach kurz ins Wasser gehalten, so dass alle Indikatoren vollständig im Wasser sind, und nach ein paar Sekunden wieder herausgenommen. Danach verfärben sich die Indikatorplättchen unterschiedlich stark und werden nach einer vorgegebenen Wartezeit mir einer Vergleichsskala abgeglichen um die jeweiligen Werte abzulesen. JBL hat mit ProScan sogar ein Produkt, dass über eine App auf dem Smartphone die Verfärbung derTeststreifen scannt, auswertet und wenn gewünscht speichert.
Tröpchentests
Hier wird eine vorgegebene Wassermenge mit chemischen Substanzen tröpfchenweise (daher der Name) behandelt. Meist ergibt sich eine unterschiedlich starke Färbung, die dann mit einer Skala verglichen wird um die Werte ablesen zu können, oder es erfolgt ein Farbumschlag nach einer gewissen Anzahl von Tropfen. Obwohl das recht kompliziert anmutet, sind diese Tests i.d.R. nicht besonders schwierig zu handhaben und liefern ziemlich genaue Ergebnisse.
Photometer
Ein Photometer ist ein Instrument zur Lichtstärkenmessung. In der Analytischen Chemie dient es zur Bestimmung von Konzentrationen in Lösungen (Lambert-Beer'sches Gesetz). Wer es gern sehr genau mag, kann sich so ein Gerät zulegen. Das ist vergleichsweise sehr teuer und man braucht meines Wissens auch spezielle, kalibrierte Tests dazu. Ich persönlich halte das für nicht notwendig, die zusätzliche Genauigkeit ist für unser Hobby nicht notwendig.
Elektronische pH Messgeräte
Mit diesen Geräten wird der pH-Wert elektronisch gemessen. Solche Geräte müssen unter Benutzung von Kalibrierlösungen kalibriert werden. Die Preisspanne der erhältlichen Geräte ist sehr groß. Die billigen Geräte taugen meiner Erfahrung nach meist nicht viel und müssen vor jeder Benutzung kalibriert werden, das kann man sich sparen. Zu den teureren Geräten fehlt mir die Erfahrung. Elektronische pH Messer sollten niemals im reinen Osmosewasser benutzt werden. Einerseits sind die Messergebnisse aufgrund der fast kompletten Abwesenheit von Mineralien nicht genau, andererseits vertragen die Elektroden das nicht und können kaput gehen.
Der Leitwert und elektronische Leitwertmessgeräte
Der Leitwert bezeichnet die elektrische Leitfähigkeit des Wassers und wird in µS (Mikrosiemens) oder ppm (Parts per Million) angegeben. In unserem Sprachraum hat sich die Angabe in µS durchgesetzt, darauf sollte man beim Kauf eines Leitwertmessgerätes achten. Da der Leitwert auch temperaturabhängig ist, sollte das Gerät außerdem über eine automatische Temperaturanpassung verfügen.
Je geringer der Leitwert ist, umso weniger Stoffe sind im Wasser gelöst und umgekehrt. Reines Osmosewasser hat also theoretisch einen Leitwert von 0 µS. In der Praxis hat reines Osmosewasser einen optimalen Wert von ca. 5 - 30 µS. Ist der Leitwert des reinen Osmosewassers wesentlich höher, ist die Membran beschädigt oder verschlissen und sollte getauscht werden.
Leitwertmessgeräte sind hervorragend dazu geeignet, um reines Osmosewasser mit Mineralsalz immer wieder auf die gleichen Wasserwerte zu bringen, ohne jedes mal KH und GH messen zu müssen. Dazu salzt man das Wasser einmalig auf die gewünschte KH und GH auf und überprüft diese Werte durch das Messen beider Werte. Hat man die gewünschten Wasserwerte erreicht, misst man den Leitwert des fertigen Wassers und notiert diesen. Solange man die gleichen Produkte zum Aufsalzen des Wassers verwendet, braucht man in Zukunft dann nur noch das reine Osmosewasser auf den notierten Leitwert aufsalzen und kann sich das Messen von KH und GH sparen.
Es macht wenig Sinn, den Leitwert des Aquarienwassers zu messen und als Anhaltspunkt zu nehmen. Im Aquarium sind neben den Mineralsalzen für KH und GH noch sehr viel mehr Stoffe im Wasser gelöst, wie z.B. Dünger, Huminstoffe oder Mineralien aus dem Futter. Der Leitwert das Aquarienwassers weicht dadurch teils ganz erheblich vom Leitwert des aufgesalzenen Osmosewassers ab und ist deshalb nicht besonders aussagekräftig.
Gewissenhaft testen!
Alle Tests müssen gewissenhaft und genau nach Anleitung durchgeführt werden, sonst kann es zu Abweichungen der Werte kommen. Ebenso haben viele, wenn nicht sogar alle chemischen Tests ein Mindesthaltbarkeitsdatum oder verfallen nach einer gewissen Zeit ab Anbruch der Packung. Ist das überschritten, sollte man die gemessenen Werte mit besonderer Vorsicht betrachten.
Grundausstattung
Folgende Tests sind aus meiner Sicht als Grundausstattung erforderlich:
Es ist natürlich kein Fehler, noch mehr Stoffe testen zu können.
Genauigkeit von Teststäbchen
Auch wenn die Teststäbchen sehr einfach und zeitsparend erscheinen, möchte ich von deren Verwendung abraten. Ich habe mit Teststäbchen die Erfahrungen gemacht, dass die Messergebnisse nicht zuverlässig sind. Ich habe mir mehrmals die Mühe gemacht, meine 4 Aquarien mit Teststäbchen von JBL, Dehner und JBL ProScan zu messen und die Werte mit Tröpchentests von Sera und JBL zu vergleichen. Die Tröpchentests haben immer vergleichbare Werte geliefert und zeigten auch, dass die Wasserwerte aller meiner Becken recht nah beieinander lagen. Die Stäbchen wichen von diesen Werten teils erheblich ab, vor allem beim pH-Wert, wenn das Wasser wenig bis keine KH hat, und auch bei Nitrat, da geht die Abweichung sogar bis hin zum zehnfachen (!) Wert. Außerdem wichen die Werte von Becken zu Becken unterschiedlich stark von einander ab, ohne dass ich da ein System erkennen könnte. Ich hatte beim Ablesen bzw. Scannen der Stäbchen ebenfalls unterschiedliche Beleuchtungsszenarien ausprobiert, vom Tageslicht ohne direkte Sonne bis hin zum Kunstlicht. Das hat aber auch nichts verbessert. Das Ablesen war mit Tageslicht einfacher und auch etwas näher an den echten Werten dran, aber leider noch immer weit weg von genau. Recht genau funktionierten bei mir die Teststäbchen nur für das Messen der Gesamthärte (GH).
Meine persönliche Empfehlung
Ich rate zu Tröpchentests und ggf. günstigen Teststäbchen für das Messen der GH, dann reicht ein kleiner Testkoffer wie zum Beispiel JBL Test Combi Set Plus Fe aus. Braucht man mal Wasserwerte, die nicht im Koffer enthalten sind, kann man diese für wenig Geld und teilweise sogar kostenlos im Aquaristikhandel vornehmen lassen. Sollte sich herausstellen, dass man diese Werte öfter messen möchte oder muss, kann man die fehlenden Tests auch einzeln nachkaufen oder später auf einen größeren Koffer umsteigen.