Anleitung: Düngen für ein nahezu algenfreies Garnelenaquarium

  • Ich gebe sehr oft telefonisch oder per E-Mail Hilfestellung bezüglich "wie bekomme ich meine Algen weg". Deshalb hier einfach beschrieben worauf es ankommt, will man ein nahezu algenfreies Aquarium bekommen.


    Der Düngermarkt ist ein rieser Markt! Dementsprechend gibt es gefühlt 1000de Produkte in Form von Dünger und ich zähle auch CO2 Anlagen dazu. Für Beginner ist dieser Markt nicht gerade übersichtlich und oftmals begegnen mir Aquarium Besitzer die gar keinen Pflanzendünger einsetzen, aber dennoch eine CO2 Anlage betreiben weil das ja schon Dünger ist (und wohl reichen soll aber es natürlich nicht tut). Deshalb hier mal kurz und knackig der Start zur richtigen Düngung:


    Eine Pflanze kann nur wachsen, wenn sie alle Stoffe die sie benötigt in ausreichender Menge zur Verfügung hat. Fehlt ein Stoff, funktioniert das ganze nicht. Die Pflanzen dümpeln mehr oder weniger vor sich hin, Algen machen sich breit und/oder dominieren irgendwann.


    Es gibt zwei Dinge zu beachten: Es gibt Leitungswasser und es gibt Osmosewasser. Lesen Sie etwas später unten an der Stelle weiter was Sie benutzen (oder lesen sie alles um besser zu verstehen).


    Was brauchen wir für das Aquarium, dass eine Pflanze wächst?


    und das war es!
    Natürlich könnte ich über den Universaldünger eine eigene Seite schreiben, aber ich halte es hier bewusst einfach.


    Werte
    Der Universaldünger bringt schon mal den Grundbedarf an Stoffen mit, also nach Anleitung dosieren.
    Nitrat muss zwingend vorhanden sein. Im Garnelenbecken idealerweise etwa 6-10 mg/l, wobei 10 mg/l das Maximum darstellt.
    Phosphat muss zwingend vorhanden sein, idealerweise 0,1 mg/l (oder weniger) und max. 0,2 mg/l.


    Phosphat ist ein sehr wichtiger Stoff, denn ohne Phosphat kann die Pflanze keinen einzigen anderen (Universal) Düngestoff verwerten und zum Wachstum nutzen. Und weil Phosphat so wichtig ist, kann die Pflanze in einem Depot Phosphat speichern und wenn schlechte Zeiten kommen (kein Phosphat im Wasser) eine lange Zeit (bis zu 3 Monate) von ihrem Depot leben.


    Jetzt geben wir etwas Geld aus!
    Ohne das Sie ihre Wasserwerte Nitrat & Phosphat kennen, befinden wir uns im vollen Blindflug. Wir könnten auch in die Glaskugel schauen oder unsere Werte raten. Da dies selten (nie) von Erfolg gekrönt ist benötigen wir zwei Tropfentests um Nitrat & Phosphat zu ermitteln.


    Phosphat Tropfentest
    Nitrat Tropfentest


    Tropfentest gekauft? Dann weiterlesen. Nicht gekauft? Finden Sie sich mit Algen ab. Hart, aber die Wahrheit. Ohne unsere Nitrat & Phosphat Werte zu kennen geht es nicht.


    Ok, Sie haben gekauft oder besitzen diese Tropfentests bereits, lesen Sie weiter, dann machen wir mal die Algen weg!


    Wir wissen welche Werte wir haben müssen bei Nitrat & Phosphat. Also stellen wir fest was schon vorhanden ist. Lesen Sie bei Osmosewasser im Einsatz oder bei Leitungswasser im Einsatz weiter je nach dem was Sie verwenden.


    Osmosewasser im Einsatz
    Osmosewasser ist 0-Wasser. In diesem Wasser ist keinerlei Stoff mehr enthalten welches die Pflanze nutzen kann. Jetzt wird es einfach, wir gehen wieder einkaufen (wenn noch nicht vorhanden), wir brauchen:


    Easy-Life Profito (Universaldünger)
    Easy-Life Nitro (Nitrat Dünger)
    Easy-Life Fosfo (Phoshat Dünger)


    Wir geben in unser Wechselwasser:


    Profito nach Flaschenanleitung
    Wir düngen Nitrat auf 10 mg/l auf
    Wir düngen Phosphat auf 0,2 mg/l auf
    Wir warten nun 2-3 Wochen auf die Wirkung. Jedes Wechselwasser beim wöchentlichen Wasserwechsel wird übrigens genauso aufgedüngt.
    Was passiert in den ersten 2-3 Wochen? Algen, Pinselalgen, Fadenalgen werden weniger - und verschwinden
    Messen Sie ein, zweimal in der Woche und/oder vor dem Wasserwechsel Nitrat und Phosphat. Ist irgend ein Wert zu wenig, düngen sie etwas auf, ist er zu viel, reduzieren Sie diesen Wert.
    Nach einigen Wochen haben Sie ein Gefühl dafür und Sie wissen wie viel Sie rein geben müssen. Messen ist dann nur noch selten notwendig.


    Leitungswasser im Einsatz
    Leitungswasser kann oftmals Nitrat und Phosphat mitbringen. Um zu wissen wie viel da mitkommt messen Sie mit den Tropfentests Nitrat und Phosphat im Leitungswasser.
    Liegen die Werte unter den oben genannten erforderlichen, perfekt. Liegen die Werte höher oder gar deutlich höher, dann kaufen Sie eine Osmoseanlage und lesen oben bei Osmosewasser im Einsatz weiter. Es gibt keine vernünftige Alternative zur Osmoseanlage um die Stoffe welche zuviel sind aus dem Leitungswasser zu eliminieren.


    Sie lesen hier weiter, gut, ihr Nitrat Wert im Leitungswasser ist nicht höher als 10 mg/l und der Phosphat Wert ist auch in einem akzeptablen Bereich unter 0,2 mg/l, idealerweise um/unter 0,1 mg/l.


    Wir gehen einkaufen:


    Easy-Life Profito (Universaldünger)


    Easy-Life Nitro (Nitrat Dünger), aber nur wenn der Nitratwert kleiner als 10mg/l ist. Ich weiß, bei den Nitrat Tropfentests ist es sehr schwer diesen Wert zu erkennen. Genauere Tests gibt es leider nicht so ohne weiteres.


    Easy-Life Fosfo (Phosphat Dünger), aber nur wenn Phosphatwert kleiner 0,1 mg/l ist.


    Wir geben in unser Leitungswasser-Wechselwasser:


    Profito nach Flaschenanleitung
    Wir düngen Nitrat auf 10 mg/l auf
    Wir düngen Phosphat auf 0,2 mg/l auf
    Wir warten nun 2-3 Wochen auf die Wirkung. Jedes Wechselwasser beim wöchentlichen Wasserwechsel wird übrigens genauso aufgedüngt.
    Was passiert? Algen, Pinselalgen, Fadenalgen werden weniger - und verschwinden
    Messen Sie ein, zweimal in der Woche und / oder vor dem Wasserwechsel Nitrat und Phosphat. Ist irgend ein Wert zu wenig, düngen sie etwas auf, ist er zu viel, reduzieren Sie diesen Wert.
    Nach einigen Wochen haben Sie ein Gefühl dafür und Sie wissen wie viel Sie rein geben müssen. Messen ist dann nur noch selten notwendig.


    Das war es, ihr Aquarium ist auf dem Weg nahezu algenfrei zu werden.
    Möchten sie auch den leichten Bio-Film auf den Scheiben noch loswerden, schauen Sie hier vorbei.


    Generelles
    Die Produkte welche ich zum messen sowie zur Düngung aufgeführt habe, verwende ich schon jahrelang und sie funktionieren. Selbstverständlich funktionieren auch andere Düngesysteme/Dünger von anderen Herstellern. Wichtig zu wissen ist, an welchen Schrauben gedreht werden muss. Ob Sie also Nitrat von Easy Life verwenden oder von Hersteller xyz ist völlig egal.


    Sind noch Fragen offen, bitte unter dem Beitrag schreiben. Ich werde diesen Beitrag ggf. darauf anpassen. Wichtig bei der Sache: Diese Anleitung ist für Beginner und soll die Thematik so einfach und verständlich wie möglich "rüberbringen".
    Falls Sie bis hierhin gelesen haben und eine CO2 Anlage besitzen, CO2 ist nach dem die Basisdüngung stimmt das i-Tüpfelchen. Es geht bei den allermeisten Pflanzen auch ohne CO2!


    Update 20. Feb. 2019

    Es kommen immer wieder Fragen zum Düngeplan, die ich hier beantworten möchte.


    Was soll ich nun aufdüngen, mein Wechselwasser oder das Wasser nach dem Wasserwechsel im Aquarium?

    Die oben beschriebenen Werte müssen im Aquarium nach dem Wasserwechsel vorliegen. Also im Aquarium aufdüngen bis die nötigen Werte da sind.


    Heute dünge ich Phosphat auf, am nächsten Tag ist es wieder Null und weg, was nun?
    Ohne Phosphat kann die Pflanze keinen anderen (Dünge-) Stoff verarbeiten. Phosphat ist so wichtig, dass die Pflanze dies sogar in einem Depot einlagern kann (für schlechte Zeiten). Wenn also das Phosphat am nächsten Tag "weg" - also wieder bei null ist, bitte wieder aufdüngen. Dies kann Wochen oder sogar Monate lang so gehen, bis eben das Phosphat Depot "voll" ist. Es ist deshalb ratsam sich nicht blind anzugewöhnen den täglichen Schuß Phosphat ohne messen zu geben. Zu groß ist die Gefahr des zuviel an Phosphat, denn der Tag wird kommen an dem die Depots voll sind und dann geht es in die Überdosierung und wenn man es nicht merkt freuen sich die Algen. Das Phosphat Depot muss nicht "voll" sein, damit es funktioniert. Aber wenn es leer ist bzw. Phosphat nicht ausreicht - funktioniert die gesamte Düngung nicht.

    Der Vollständigkeitshalber sei noch erwähnt, dass es noch andere Umstände geben kann wo massiv Phosphat (und ggf. auch Nitrat) verbraucht wird und ein aufdüngen schwierig ist. Der Filter kann (wenn er die entsprechenden Eigenschaften hat) Nitrat & Phosphat "veratmen" - was so viel heißt wie die Bakterien bauen es ab/wandeln es um/fressen es auf.

  • Hallo Tom. Es geht hier ja eher um das Thema Algenbekämpfung und leide zum Glück nicht darunter. Aber ein guter Pflanzenwuchs hat ja viele Baustellen, damit es prächtig gedeiht. Und was prächtig gedeiht, hat ja weniger mit Algen zu tun. Ich hatte z. B. das Problem des Eisenmangels. Ist ja eigentlich auch wichtig, denn wenn die Blättchen grün und saftig durchkommen und man am Ende keine leeren Stengel hat und nicht mehr wachsen kann, weil die Fasern abbauen.


    Wie sind da die Erfahrungen im Bereich des Universaldüngers, die ja oft ein Anteil Eisen dabei haben? Mein Universaldünger hat wohl zu wenig Eisen laut des damaligen Anblicks.

  • Hallo,


    ich bin nicht sicher, ob ich Dein Anliegen richtig verstanden habe...? Einen Eisenmangel erkennt man an der sog. Chlorose = entfärbte, gelbliche und dünner werdende Blätter. In dem Fall sich solche Symptome zeigen, nacht es Sinn, zuerst den Volldünger zu erhöhen, denn ohne Magnesium kann EIsen auch nicht gut verwertet werden.

  • Hallo Roland, Du hast es gut beschrieben und das meinte ich auch. Die werden dünner und gelblicher und der Wuchs ist nicht mehr so kräftig und Blätter fallen u. U. ab, besonders bei Pflanzen mit kleinen oder dünnen Blättern. Dadurch wollten bei mir erst Fadenalgen ein Hallo sagen. Meinen Universaldünger habe ich damals etwas erhöht, aber noch unterstützend einen Eisendünger von Aqua Rebell dazu genommen, den ich vorsichtig dosiere und anhand eines Wassertests mit überwache. Die Pflanzen haben dann wieder Gas gegeben und alles ist grün. Die Fadenalgen hatten nur ein kurzes Gastspiel. Das Verhältnis zu Magnesium kenne ich leider nicht bzw. das wurde mir nicht erklärt.

  • Hallo,
    die oben vorgestellte Düngung ist eine Basisdüngung für Beginner die sehr oft erst mal ausreichend ist und Fortschritte zeigt. Es ist nicht möglich spezielle Pflanzen zu berücksichtigen wo z.B. mehr Kalium brauchen, oder Eisen. Die Basisdüngung ist wirklich für Neulinge in dem Bereich, zeigt Wirkung, dann kann man dran feilen wen notwendig.

  • Hallo! Danke für die gute Beschreibung. Ich habe dieses Problem mit den Algen und habe mir heute Wassertests, allerdings von JBL. Die Ergebnisse im Leitungswasser hier in Stockholm waren Nitrat, 1 mg/liter und Phosphat unter 0,02. Jetzt fragt sich natürlich wie genau die Tests von JBL messen. Aber mit diesen Werten mache ich mit Leitungswasser weiter, nicht?


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  • Hallo Cyrill,


    die JBL TröpfchenTests kann ich Dir ausnahmslos empfehlen - die Genauigkeit sollte den Ansprüchen im AQ Bereich genügen. Ich empfehle hier ausschließlich die Tröpfchen Tests -mit Teststreifen und Handy Apps habe ich persönlich keine guten Erfahrungen gemacht. Die Messergebnisse waren mir viel zu unsicher und ungenau.


    Mit Leitungswasser ist das so eine Sache - kann bei einigen klappen, muss aber nicht. Keiner weiss, was sein Wasserwerk morgen in die Leitungen einspeist (ich weiß wovon ich rede! - selbst erlebt).
    Wenn obige Nitrat und Phosphatwerte direkt im Leitungswasser gemessen sind, solltest Du nach Toms Plan sogar aufdüngen. Es fehlen aber noch Werte, die Du in Deinem Leitungswasser SELBST messen solltest - wie GH, KH, pH - auch Chlor und Kupfer um nur einige zu nennen. (Verlass Dich nicht auf die Angaben der Wasserwerke im Netz)
    Egal ob zuviel oder zu wenig Nitrat und Phoshpat (und noch anderes) - es muss ein Gleichgewicht der Makrostoffe (NPK), sowie Eisen und anderer Spurenelemente herrschen.
    Ich habe bei mir festgestellt, das auch Magnesium sehr wichtig für die Pflanzen ist - nach wöchentlicher Mg Zugabe schiessen die regelrecht in die Höhe.


    Auf der sicheren Seite bist Du mit der Anschaffung einer Osmoseanlage - da bestimmst Du, welche Wasserwerte das Becken haben soll.

  • nachdem ich seit mehreren Wochen versuche nach Toms-Düngeplan aufzudüngen und ich nach wie vor feststellen muss, dass meine Pflanzen zunehmend braun werden und kaum wachsen (vor allem die Moose). Bin ich am überlegen ob ich das mit dem düngen komplett sein lasse und lediglich Co2 zuführe. Hat jemand Erfahrungen mit diesem vorgehen?
    ww: ph: 6,6; kh:2; gh:7; No3: 10; po4: 0-0,1; fe: 0,1; K: 15

  • Hallo
    Nach etlichen Fehlversuchen mit diversen Düngesystemen , bin ich auf ausschliesslich Co2 übergegangen .
    Siehe da funtioniert bestens auch bei den Bodendeckern . Benutze allerdings das neue Salty Premium k/H +
    zum aufhärten des Osmosewassers . In dem Salz soll auch alles für die Pflanzen enthalten sein .

  • Nee , alles nur mit co 2 .
    Mit den ganzen anderen Düngern wurde mir echt zu kompliziert .

    Finde das ganze auch sehr anstrengend um ehrlich zu sein und ich wünschte es gibt Alternativen. Wenn die Alternative jetzt Osmosewasser + Aufsalzen heißt, ist hier die Frage.. was nun komplizierter ist?!


    Schöner wäre tatsächlich ein System was automatisch / von alleine läuft, vllt. gibt es das sogar(!?), aber das wäre wohl nicht bezahlbar...


    Ein paar wachsende Pflanzen wäre schon schön aber da dies anscheinend nur möglich ist, wenn man wirklich einen unheimlichen Aufwand betreiben muss, wird die Aquaristik in dieser Form wirklich anstrengend. :-(


    Wie schaut es mit Kunstpflanzen und UVC aus? Kommen dann auch Algen?

  • Hallo Snipe13051

    Ob man überhaupt echte Pflanzen in einem Aquarium braucht? Ich glaube eigentlich nicht, wenn man anders für genügend Sauerstoff sorgt. Wenn man sich so Zuchtbecken ansieht, dann sind die meist sehr spartanisch eingerichtet. Trotzdem will ich nicht auf echte Pflanzen verzichtet, da sie neben den Tieren ein ebenso spannenden Teil der Aquaristik darstellen (Aquascaping) und einfach schön anzusehen sind.

    LG Winni