Neues Aquarium und Algen

  • Nachdem Tom mir -als "Garnelen-Einsteiger"- mit großem Fachwissen und ebensolcher Geduld beratend zur Seite stand, lassen sich nun so langsam erste Erfolge verzeichnen. Im Zuge dessen meinte er, dass meine Erfahrungen vielleicht auch für andere Neulinge hilfreich sein könnten und ich könne sie doch im Forum veröffentlichen, was ich hiermit mache:


    Nachdem ich vor einigen Monaten meine aquaristische Ausrichtung von Fischen auf Garnelen verlagert habe, habe ich schon fast naturgemäß, erstmal einige Probleme bekommen, von denen ich hier berichten möchte.


    Zunächst fing es mal mit dem Hardscape an. Man liest sich so durch (Fachgeschäfte gibt es bei uns nicht mehr) und macht nen Plan. Bodengrund? Soil. Hardscape -habe ich bei einem Mitbewerber bestellt, von dem es hieß, er habe schöne Steine-. Leider hatte er wohl überhört, dass das ein Garnelenbecken werden sollte. GTs Shop hatte ich leider nicht auf dem Schirm... Na ja, und natürlich einen Pflanzplan. Aber wie es im Leben so ist, mache einen Plan... :rolleyes:


    Das Hardscape sah schön aus und auch mit den Pflanzen kam das meinen Vorstellungen sehr nah. Da ich (wegen der vermuteten Pflanzenkompetenz) voll auf Dennerle war, habe ich mich natürlich auch an den Wasserwechsel- und Düngeplan gehalten. Folge: Fadenalgen. Ist normal, 1/3 Wasserwechsel wöchentlich und weiter nach Plan düngen. Damit auch die anspruchsvolleren Pflanzen wachsen, C02. OK, gemacht, Fadenalgen! Es fehlen Makronährstoffe, sagten sie und ich besorgte mir von Dennerle den NPK Dünger. Dann wuchsen zu den Fadenalgen auch noch kleine, dunkle Algen an den Blatträndern. Die zu dem Zeitpunkt gegen Algen eingesetzten Black Mollys waren zwar fleißig, der Erfolg aber überschaubar. Nach der Einfahrphase von ca. 8 Wochen könne ich dann Garnelen einsetzen, die bei der Algenbekämpfung helfen.


    Aus dem Bekanntenkreis konnte ich welche bekommen und habe dann in das 60 er welche eingesetzt. In dem gleichzeitig gestarteten 30 l Becken lebte damals noch eine CPO-Dame. Da in diesem Becken wesentlich weniger Pflanzen waren und auch nur langsam wachsende, habe ich in diesem Becken auch die empfohlene Düngemenge deutlich unterschritten und hatte nahezu keine Algen. Hätte mir zu denken geben sollen! Aber das 60 er sollte ja auch ein Pflanzenbecken werden, im 30er waren die Pflanzen eher Nebensache.


    Dann kam der erste Wasserwechsel mit Garnelen und es kamen die ersten Toten. Na ja, kann passieren dachte ich. Dann fuhr ich in Urlaub und meine "Urlaubsvertretung machte in meinem Sinne weiter. Quasi nach jedem Wasserwechsel Tote. :/ Wasser testen. KH bei 7-8, GH auch, PH 7-7,5. Das Leitungswasser deutlich weicher, also Steine?? Klar! Steine raus! Andere Steine rein. (Versteinertes Laub. Ist das einzige, was unser Baumarkt mit Zooabteilung außer Lavastein noch hat. Großhändler angerufen. Der hat seine Steine getestet und meinte, die härten nicht auf.)


    (Leider ist das gewünschte Hardscape-Bild nun völlig im Eimer! ;() Da der KH im Leitungswasser für Bienegarnelen trotzdem zu hoch war, kam dann auch noch die Osmoseanlage. Die Algen? Fädeln vor sich hin. Zum Teil 2-3x wöchentlich rausgefädelt, -ich kann´s nicht sehen-! ;) Langsam nervt`s! Zum Osmosewasser kam noch der Leitwertmesser dazu. Die Garnelen-Bekannte hält ihre auf LW 250 - 280. Sonst brauche ich nichts zu beachten. Ok, weiter 1/3 WW wöchentlich und düngen, Licht läuft eh nur 6 Stunden, die Fadenalgen haben kurze Verwandte bekommen.


    Laaanges Telefonat mit Tom! Also Nitrat und Phosphat testen und mit Nitro und Phospho aufdüngen, wenn es sein muss, täglich nachdüngen. Phospho definitiv, die Pflanzen saugen es immer noch auf! Wechselwasser im Eimer auf PH 6,5 einstellen, (jetzt motzen die Garnelen auch nicht mehr nach dem Wasserwechsel. Auch nicht bei 90%igem). Grunddünger Profito nach Gebrauchsanweisung, Nitro+Phospho und die Pflanzen stehen wieder besser da. (Co2 aufgrund fehlender KH naürlich weggeräumt!) Die Pogostemon wachsen wieder (vorher fingen sie an, Blätter abzuwerfen), sie Ludwigia-Neuaustriebe sind länger algenfrei aber die Moose sehen immer noch aus wie Wattebäusche. ?(


    Da ich bei GT gelesen habe, dass versteinertes Laub auch etwas aufhärtet, habe ich die Steine im 30 er entfernt und nur Soil, Wurzeln und Pflanzen drin. (Die Krebsdame war nach meinem Urlaub weg und mittlerweile waren da auch Bienen eingezogen.) Da die Wasserwerte beider Becken im Wesentlichen gleich waren, wollte ich mal wissen, was denn wohl besser funktioniert. Tja, der PH sackt nach unten weg, also Säckchen mit PH-Safe unter dem Innenfilter platziert. Bei dem 60er bleibe ich brav bei Toms Empfehlungen, habe allerdings mittlerweile ein Algenmittel auf Salizylsäure-Basis eingesetzt, weil ich den Eindruck habe, die Ludwigia packt es sonst nicht und auch die Wattebausch-Moose machen mich fertig! Der Ludwigia hat es offenkundig gut getan, die Moose vermitteln mir den Eindruck, dass sie immer noch die Keimzelle der Fadenalgen sind. Aber schon weniger! Habe noch als Starkzehrer Hornkraut mit reingetan, nach ca. 1 1/2 Wochen zieht es jetzt los!


    Im 30er habe ich ein wenig wolliges Flammenmoos (kann auch Weeping-Moos sein), das ich wohl mal gegen weniger befallenes austauschen werde. Ich habe welches in Gläsern auf der Fensterbank stehen... In den restlichen Pflanzen verfangen sich immer mal ein paar Fäden, aber die lassen sich gut abziehen. Also im 30 er eigentlich nur die Moose, wobei das bei mir gewachsene Fissidens und eins von dem ich nicht weiß, was es ist (auch bei mir gewachsen) sich wohl im ganzen stärker gegen die Algen wehren kann. Die haben nur wenige Fäden.


    Mein Fazit für Neulinge:

    Umfassend bei Tom informieren, Osmoseanlage (ist echt nicht schwierig) ist ne feine Sache, weil man dann weiß, welches Wasser man im Becken hat. Bei den Steinen aufpassen! Die schönen Scaping-Fotos im Netz mit den tollen grauen Steinen funktionieren eher nicht! Von Anfang an konsequent aber maßvoll düngen (auch Makro-Nährstoffe!) und lieber zu Anfang schnell wachsende Pflanzen einsetzen die man dann, wenn das Becken wirklich steht (1/2 Jahr + x) langsam gegen die Pflanzen austauscht, die man eigentlich haben wollte. Spart Zeit und Nerven! ;) PH-Wert schon im WW-Eimer auf 6,5 einstellen und auch hier der Empfehlung von Tom folgen und den wöchentlichen Wasserwechsel 50%, 50%, 90% durchführen.

    Dann hat man -aus meiner Sicht- einen guten Start!

    Hardscape 1

    Mit Pflanzen

    Entwickelt sich langsam, aber der Stein härtet auf. Also raus damit!

    Na ja, nicht mehr so wie geplant, aber alles rausreißen wollte ich halt auch nicht.


    Wollmoos. :rolleyes:

    Das Hornkraut macht sich ganz gut. Langsam wird´s.

  • Von Anfang an düngen ist eine gute Idee in Kombination mit Hornkraut. Nährstoffe sind wichtig und solange die Pflanzen (mehr) Zeit brauchen bis diese in die pushen kommen macht das Hornkraut den Job Nährstoffe zu ziehen.

    Bei Aquascaping Becken sind immer Kompromisse zu machen. Übrigens, die Cracks der Aquascaper machen wöchentliche Vollwasserwechsel, die überlassen nichts dem Zufall was da im Wasser verbraucht ist an Nährstoffen und was nicht. Jede Woche wird da bei 0-Wasser wieder komplett aufgedüngt und so haben die die volle Kontrolle was im Wasser ist.

  • Mir ist gerade eingefallen, dass ich euch ja mit meinem Problembecken auf dem Laufenden halten wollte.


    Ich habe es mit Toms Düngeempfehlung über mehrere Wochen versucht, aber die Algen wurden definitiv nicht weniger. Ich habe alle 1-3 Tage Fadenalgen rausgerollt (mit einem Holzspießchen). Dann habe ich das Düngen mal 2-3 Wochen eingestellt (Wasserwechsel wie gehabt 50/50/90). Die Algen wurden weniger, aber sie gingen nicht weg! Die Pflanze fingen an zu schwächeln. Dann habe ich nur Profito gedüngt (2-3 Wochen), dann kamen Pinselalgen. An den Bucen und am Filterschwamm. Daraufhin habe ich angefangen vorsichtig Nitro dazu zu düngen (auf 5 mg/l) und die Pinselalgen wurden besser. Die Fadenalgen habe ich nicht ganz weg bekommen, ich hatte den Eindruck, dass sie sich im Moos und in der Pogostemon festgesetzt hatten und von da aus immer wieder Fäden verteilt haben. Auch hat sich noch die Cladophora dazu gesellt! Und -damit es nicht langweilig wird- waren plötzlich auch noch Hydren da!


    Die Fadenalgen habe ich dann -mittlerweile schon einigermaßen genervt- mit dem (noch vorhandenen) Algen General vertrieben. Nach 4 Wochen Kur war Ruhe und sie sind auch nicht zurück gekommen. Pinselalgen habe ich noch einige wenige, ich werde mal versuchen, sie mit etwas mehr Nitro zu vertreiben.


    Die Clado ist eine Nummer für sich! Ich habe sie immer wieder abgesammelt und mir ist aufgefallen, dass immer dort wo sie besonders schön wächst, auch einiges an Mulm im Bodengrund ist. Mulm abgesaugt, noch 2 weitere Wochen Algen General und siehe da -sie sind zu 95% weg! Ich denke, sie lieben den Mulm! Ein Nest hatte ich noch in der Eleocaris. Die habe ich beim letzten Wasserwechsel komplett rausgeholt, ausgeputzt, Mulm abgesaugt und nur noch ein paar Pflanzen eingesetzt. Es waren einfach auch zu viel geworden! Bis jetzt habe ich nirgends mehr Clado entdecken können!


    Parallel dazu habe ich die Hydren immer wieder mit Easy Carbo und 3-und 6%igem H2O2 eingenebelt. Wenn ich mal wieder zu viele hatte, habe ich Wasser gekocht, mit einer 15 ml Spritze das kochende Wasser aufgezogen und sie damit eingenebelt. Hat meiner Meinung nach am besten geholfen. Und es gibt halt auch nichts weiter an das Wasser ab. Irgendwann habe ich dann auch noch das Staubfutter eingestellt und die Nelen nur noch mit Blättern gefüttert. Sie haben sich daraufhin verkrümelt!


    Ach ja, das HCC hatte sich zwischenzeitlich auch komplett vom Bodengrund gelöst! Ich hatte zu spät angefangen, es zu schneiden und durch den Sauerstoff den es produziert, ist es aufgetrieben! Also immer schön kurz halten ;) Am Besten bei jedem WW kürzen! Wenn es mal hochgeht, kann man es nur in kleine Teilchen zerpflücken, die Wurzeln einkürzen und wieder von vorn anfangen!


    Das war tatsächlich alles in allem kein leichter Weg!


    Mein Fazit: Nur Mut wenn mal was nicht so klappt! Ich war oft dran, es neu aufzusetzen, aber bei so vielen Garnelen und auch so viel sehr kleinen, war mir das Risiko zu groß, dass ich welche in den Ausguss schütte. Also kämpfen! Und sieh da, mit Hartnäckigkeit scheint es dann zu klappen!


    So schaut es derzeit aus:


    Das Rot der Pflanzen ist unter der Juwel LED leider nicht sehr ausgeprägt. Mein nächstes Invest wird die gleiche Beleuchtung, wie ich sie auch auf dem 30 er habe, aber da muss ich noch etwas sparen... ;)

  • Heldinjanemono

    Na ja, ich bin stolz drauf, dass ich durchgehalten habe und dass ich es (zumindest sieht es gerade so aus) hinbekommen habe, aber die braune Optik der roten Pflanzen nervt mich!


    Auch die Tatsache, dass ein schönes Layout den falschen Steinen zum Opfer gefallen ist. Also nix Scape sondern nur Pflanzenbecken. Aber ich bin dankbar für das Wissen, welches ich durch das Becken gewonnen habe! Gute Voraussetzung für 60/2! ? Und das mächtige Gewusel der vielen Garnelen ist schon sehr klasse!

  • Genau wie bei mir, erstes Becken = Übungs-und Erfahrungsbecken:P:):D

    2. Becken dann hoffentlich stark davon profitierend so wie ich es mir vorstelle und von Anfang an ohne jedes Problemchen:S8o

    Kommt übrigens Mitte Juni, soll dann die selektierten Nelen aus Becken 1 beherbergen. Wird der 55l Dennerle scapers tank. Freue mich schon sehr darauf, werde berichten.

    LG Winni

  • Nachdem das Becken nun 1 Jahr und 8 Monate läuft, wollte ich euch mal wieder an seiner Entwicklung teilhaben lassen:


    Wie ich oben schon geschriebe habe, hat mich die Juwel-Standartbeleuchtung genervt und auch die Umrüstung auf LED war nicht wirklich der große Wurf. Die Pflanzen wachsen, die Roten sehen braun aus und verlieren nach unten hin die Farbe. Auch werden die Stengelpflanzen nicht wirkich dicht.


    Nach dann 1 Jahr und 4 Monaten habe ich mir dann endlich meine Wunsch-RGBW-LED geleistet.


    Nach wenigen Wochen sehen die Pflanzen schon erheblich besser aus:


    Allerdings musste aufgrund der stärkeren Beleuchtung auch die Düngung deutlich angepasst werden.

    Um die Stengelpflanzen noch dichter zu bekommen, wurden die Roten nach ein paar Wochen komplett runtergeschnitten. Sah auch mal ganz nett aus. ;)

    Das ist jetzt der Stand nach 1 Jahr, 8 Monaten:


    Ich würde sagen: "Läuft!" Die Buce vorne rechts (vermutlich brown ghost) hatte mit der Lichtumstellung wohl etwas zu kämpfen und reagierte mit eingerollten Blättern. Nach gut 3 Monaten kommen die neuen Blätter aber wieder normal, glatt raus. Der Süßwassertang links vor der Rotala ist eine feste, nur schwer auflösbare Halbschale geworden, die von den allerkleinsten Nelen gerne bewohnt werden. Die Tibees vermehren sich bestens.